Sonntag, 10. Januar 2010

Heimreise

(Montag, 4. Januar 2010)

Viel zu früh klingelt der Wecker. Aber heute können wir ihn nicht ignorieren, wir müssen schliesslich noch packen und die Wohnung aufräumen.
In der Hoffnung, dass in der Nacht doch noch etwas sichtbar wird, haben wir unsere warmen Kleider noch nicht eingepackt. Somit gibt es heute morgen noch einiges zu tun. Auch die Möbel, die wir nach unserem Belieben umgestellt hatten, müssen wir wieder an die richtige Stelle rücken.
Henry holt uns um 9 Uhr ab. Es zeichnet sich langsam ein heller Streifen am Horizont ab.
Am Flughafen ist schnell eingecheckt und wir setzen uns direkt an die grossen Fenster und sehen, wie es heller wird. Unserer Meinung nach ist es heute schon heller als noch vor einer Woche, als wir ankamen. Theoretisch müsste es auch korrekt sein. Noch in Tromsö lese ich mein letztes Buch zu Ende; es bleibt in der Hoffnung auf einen neuen Leser dort.
Auch am heutigen Tag haben wir wieder in jedem Flugzeug Fensterplätze, traumhaft!
Nicht nur viele Kinder sind im Flugzeug, sondern auch eine Katze, die sich offensichtlich nicht wohl fühlt. Es ist nicht einfach, Ruhe zu finden auf diesem Flug.
Aufgrund der tiefen Temperaturen müssen die Flügel unseres Transportmittels erst enteist werden. Dazu fährt auf jeder Seite ein Wagen mit einer Art Lenkkran heran undd bespritzt die Flügel mit einer heissen, schäumenden Flüssigkeit.
In Oslo ist es bereits heller, hier scheint auch die Sonne! Nach einer kurzen Rundfahrt über den Flughafen, um am richtigen Terminal anzukommen, übergeben wir unser Gepäck am internationalen Check-in und hoffen, dass wir es in Zürich wieder sehen.
Wir gönnen uns ein amerikanisches Mittagessen und sehen bereits um 15 Uhr den Sonnenuntergang an. Aber immerhin haben wir die Sonne mal wieder gesehen;-)
Der Flug nach Amsterdam verläuft problemlos. Martin kann wieder am Fenster sitzen, er hat mich mit einem neuen, interessanten Buch bestechen können.
In Amsterdam sehen wir wieder die ersten Schweizer. Es sind Jugendliche, die in voller Lautstärke singen, kichern und diskutieren, und das ganze in einem Thurgauer Dialekt. Wir wünschen uns in unser einsames Haus am Meer zurück.
Mit Verspätung, weil wir an der Enteisungsstrecke anstehen müssen, verlassen wir Amsterdam Schipol. Es ist auch hier schon wieder stockdunkel, aber daran sind wir uns ja mittlerweile gewöhnt.
Endlich wieder über der Schweiz. Martin versucht herauszufinden, woher wir anfliegen. Ich freue mich einfach auf mein Bett. Auch unser Gepäck hat es wieder in die Schweiz geschafft, unser Chauffeur, Martin's Vater, erwartet uns auch schon sehnlichst. Gerne hätten wir ihm Fotos vom Nordlicht gezeigt, aber dazu müssen wir noch einmal in den Norden gehen...

Dienstag, 5. Januar 2010

Neuschnee!

(Sonntag, 3. Januar 2010)

Die Haustüre lässt sich kaum öffnen, so viel Schnee liegt davor. Die vergangene Nacht hat gute 20 cm gebracht.
Schnell ziehen wir unsere warmen Kleider an und stapfen die Treppe hinauf. Unsere hohen Wanderschuhe versinken im dichten Weiss. Henry kommt angelaufen, er trägt lediglich Jeans mit einer dicken Jacke.
Ich hoffe, dass in Norwegen gefütterte Jeanshosen verkauft werden;-) Er wird uns morgen wieder an den Flughafen bringen, damit wir unseren Heimflug erwischen.
Wir spazieren den Uferweg entlang, wir sind die ersten! Unsere Spuren von gestern sind nicht mehr sichtbar, wir müssen uns auf unser Gedächtnis und die schwach erkennbaren Merkmale des Weges verlassen, um nicht vom rechtem Weg abzukommen. Es ist anstrengend, die Füsse bei jedem Schritt wieder aus dem tiefen Schnee zu ziehen, ich komme Martin kaum nach, der mit seiner Kamera vorausdrängt. Meiner Meinung nach fehlt nur noch etwas Sonnenschein, dann wäre das Winterwunderland perfekt! Doch leider passiert das Gegenteil, es wird dunkler. Aber auch meine kalten Füsse drängt es zurück ans warme Feuer.
Die Messwerte stimmen Martin mal wieder zuversichtlich, dass wir heute Abend doch noch belohnt werden. Somit ziehen wir uns nach dem Abendessen nochmals um und wandern im Dunkeln unseren Spuren des Nachmittags entlang. Nach einer Kurve sind wir fast im Dunkeln, würde nicht der Schnee alles aufhellen. Ich glaube schon, dass ich das Licht entdeckt habe, aber es ist nur eine grosse, dünne Wolke, die vom Mond und Tromsö beleuchtet wird. Schade.,
Wir nutzen die Zeit draussen und machen noch weitere Fotos, als ich vor lauter Plaudern vor die Weitwinkellinse laufe, während noch belichtet wird.
Als Geist erscheine ich halt auf diesem Bild;-) Leider wird es nicht besser, es ziehen sogar noch einige Wolken auf. Wir geben für den Moment auf und flüchten in die Wärme.
Enttäuscht packen wir unsere Sachen. Morgen fliegen wir zurück dahin, wo die Sonne scheint und die Tage auch länger erscheinen.

Sonntag, 3. Januar 2010

Bedeckt...

(Samstag, 2. Januar 2010)

Nach dem späten Frühstück ziehen wir trotz des bedeckten Himmels unsere warmen Sachen an und spazieren dem Ufer entlang. Es hat etwa 10 cm geschneit, unsere Spuren vom letzten Mal sind nicht mehr sichtbar. Der Schnee bedeckt zudem die gefährlichen eisigen Stellen, aber da wir davon ausgehen, dass eh das ganze Ufer vereist ist, spielt das keine grosse Rolle. Aufgrund des mangelnden Lichtes haben wir die Fotoausrüstung im Haus gelassen und können uns so locker bewegen.
Nach einiger Zeit auf unsicherem Untergrund wird das Licht noch schwächer und wir drehen um. Kurz vor dem sicheren Weg will ich eine Eisplatte umgehen, rutsche aber aus und falle schmerzhaft auf meinen Allerwertesten. Einige Minuten später traue ich mich, wieder aufzustehen und wir gehen zurück zum Haus.
Martin nimmt eine Abkürzung dem Meer entlang, rutscht aus und bleibt knapp vor dem Wasser sitzen. Von oben her sieht es lustig aus, aber ich bin auch froh, dass er nicht nass wurde;-) Wir gönnen uns eine heisse Dusche und verbringen den Nachmittag mit Captain Jack Sparrow.
Nach dem Abendessen ist das Wetter noch schlechter geworden. Es schneit ununterbrochen, so dass die von der Ebbe freigelegten Steine sofort weiss bedeckt werden. Auch die Sicht zum gegenüberliegenden Ufer ist undurchdringlich geworden. Glücklicherweise hat uns Henry noch einige Säcke Feuerholz vor die Türe gestellt, so dass wir uns drinnen so richtig wohl fühlen können. Wäre da nicht der konstante Schmerz an meinem vermutlich geprellten Steissbein. Aber das Sofa ist bequem!;-) Als die Flut kommt, hat sich auch der Wind gedreht, aber es schneit immer noch. Ich erschrecke wegen einem lauten Geräusch: Der Schnee rutscht das Dach hinunter. Komisch, das so zu hören.
Die Messwerte für die Polarlichter sind wunderbar, was man von der Sicht auf den Himmel nicht sagen kann. Kein einziger Stern ist zu sehen. So gehen wir mal wieder enttäuscht ins Bett.

Fauler Tag!

(Freitag, 1. Januar 2010)

Heute ist ein richtig fauler Tag:
Ausschlafen, frühstücken, lesen, TV schauen, faulenzen, Abendessen, DVD schauen und die fortwährende Hoffnung, dass die Auswirkungen der Veränderungen der Messwerte der Sonnenwinde sichtbar werden, die dann jäh zerstört wird, als Wolken aufkommen...
Die Messwerte deuten den ganzen Tag darauf hin, dass sich heute abend endlich der Horizont verfärbt. Leider konnten wir hier nichts sehen.

Freitag, 1. Januar 2010

Ins neue Jahr mit Krach und Lichtern

(Donnerstag, 31. Dezember 2009)

Wir gönnen uns ein spätes Lachsfrühstück, jedoch mit Zimtbrot, weil wir beim Einkaufen nicht genau geschaut haben. Pech für Martin, Glück für mich;-)
Um 14 Uhr bringt uns Henry in die Stadt Tromsö, bevor er weitere Gäste auf dem Flughafen abholt. Um halb drei ist es bereits dunkel, darum holen wir uns im Touristeninfozentrum nicht nur einen Stadtplan, sondern auch reflektierende Sterne. Wir spazieren durch die Stadt, durch die Fussgängerzone und dem Hafen entlang. Ein Schiff der Hurtigruten hat in Tromsö angelegt, die Reisenden machen eine Sightseeingtour. Die Boote sind zum Teil mit Eis bedeckt, das sich mit dem feuchten Meerwind gebildet hat.
Die Sicht zum Festland ist absolut klar. Wir steigen über die Brücke zur Kathedrale. Ja, steigen ist richtig, denn die Brücke ist in der Mitte knapp 35 m hoch, damit die Schiffe unten durch fahren können. Sowas habe ich auch noch nie gesehen, aber eigentlich logisch, denn das Meer ist hier für Transporte sehr wichtig.
Die arktische Kathedrale sieht von aussen interessant aus, von innen her ist sie nichts besonderes. Wieder auf der Insel sehen wir uns die Shops genauer an. Leider sind alle geschlossen, sogar der nördlichste BurgerKing! ;-) Weil wir schon leicht frieren und etwas hungrig sind, suchen wir uns ein Restaurant. Direkt am Meer mit einer perfekten Aussicht erhalten wir einen Tisch in einem Thai-Restaurant. Das Essen wird in kreativ dekorierten Tellern aufgetischt und schmeckt lecker. Die partielle Mondfinsternis sehen wir von unserem Tisch aus auch sehr gut. Wir bleiben bis nach 22 Uhr an der Wärme.
Bis zum Feuerwerk dauert es noch eine Weile, also laufen wir weiter umher, um uns warm zu halten. Es kommen immer mehr Menschen auf die Strasse, aber mit deren Kleidung wäre ich bereits verfroren! (Zugegeben, mit unseren Snowboardkleidern waren wir wohl auch nicht dem Restaurant entsprechend gekleidet;-))
Martin ist froh, dass ich ihn überredet habe, Kamera und Stativ mitzunehmen und knippst Bilder, während ich um ihn herumtanze, um warm zu bleiben. Auch Roald Amundsen muss als Objekt herhalten. Das Feuerwerk rund um uns herum wird immer dichter, es drängt uns zum Hafen. Dort hat sich bereits eine grosse Menschenmenge versammelt, die alle die Jahreszahl 2009 auf dem gegenüberliegenden Berg anschauen. Die Raketen werden immer mehr, ich haben noch nie so viel Feuerwerk auf eine solche Fläche verteilt gesehen!
Scheinbar hat jeder hier eine Menge in dieses Knallzeug investiert. Auch Notraketen scheinen heute an der Tagesordnung zu sein, viele grell leuchtende Bälle fallen so vom Himmel. Als die Schiffe laut hupen und die Leute um uns herum applaudieren, nehmen wir an, dass das neue Jahr angefangen hat. Und siehe da, die riesige, leuchtende Zahl am Berg verwandelt sich zu 2010. HAPPY NEW YEAR!
Nach einer halben Stunde ununterbrochenem Feuerwerk hat sich dichter Qualm gebildet, die Sicht auf die andere Seite ist nicht mehr so klar. Auch riecht es jetzt klar nach Verbranntem. Meine Zehen frieren und drängen nach Bewegung. Zudem habe ich noch einen Auftrag in dieser Stadt zu erfüllen. Nur dank der Adressangabe finden wir das Büro von Ernst & Young für das obligate Foto.
Trotz der Bewegung sehne ich mich nach unserer warmen Hütte und freue mich, dass auch Henry zu früh am Treffpunkt ist. Kurze Zeit später sind wir zu Hause und warten wieder auf das Nordlicht, das diese Nacht kommen könnte...
Jedenfalls steigt die Geschwindigkeit der Sonnenwinde endlich. Das Wetter ist immer noch sehr klar und dementsprechend auch kalt. Aber das nehmen wir doch gerne auf uns, wenn wir dafür farbige Streifen am Himmel sehen können...