Mittwoch, 21. Oktober 2009

Heimreise

(Dienstag, 20. Oktober 2009)

Nach einer unruhigen Nacht mit viel Schaukeln und konstantem Maschinenlärm ist Martin schnell wach. Es erstaunt mich immer wieder, wie schnell er morgens aufstehen kann, wenn er will;-) Unsere Habseligkeiten sind rasch verstaut und vollbepackt stellen wir uns vor den Türen an. Pünktlich legen wir in Napoli an und steigen über die Rampe auf das Festland. Ein Taxi wartet schon fast auf uns. Zu meinem Erstaunen nimmt der Fahrer noch zwei Italiener mit zum Bahnhof. Er lässt sie vor uns aussteigen und bedeutet uns, im Auto zu bleiben. Für die Fahrt berechnet er ihnen 14 Euro, wie ich verstehen kann. Zurück im Auto fährt er nochmals 100 m und hält wieder. Er erklärt uns, wo wir hin müssen, was allerdings überflüssig ist, denn der Bahnhof ist direkt vor uns, nur hinter einer Mauer versteckt. Wie im Voraus vereinbart soll die Fahrt 15 Euro kosten. Ich gebe ihm zwei 10er Noten, was fast alles ist, was uns an Euros noch bleibt. Der Fahrer fragt nach, ob der Rest Trinkgeld sei. Ich verneine, denn es sei das, was wir noch übrig haben. er kommt zurück mit drei Euros und meint, der Rest sei doch Trinkgeld, ob das in Ordnung geht.
Ich finde dies ziemlich frech, schliesslich hat er schon (ohne uns zu fragen) das Taxi doppelt gefüllt und so doppelt kassiert. Zudem weiss ich nicht, wieviel Geld wir unterwegs noch brauchen werden. Bevor ich etwas antworten kann, kommt mir Martin zuvor und meint, es sei gut so. Andere Länder, andere Sitten...
Wir haben nicht mit pünktlicher Ankunft der Schiffes rechnen wollen, daher haben wir genügend Zeit, bis unser Zug in Napoli Centrale fährt. An einem sonnigen Plätzchen (ja, plötzlich scheint überal die Sonne...) sehen wir gespannt dem Treiben um uns zu, bis unser Zug eintrifft. Glücklicherweise haben wir eine Reservation, denn der Zug ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreichen wir Milano in fünfeinhalb Stunden.
Milano kennen wir bereits von der Hinreise und so stellen wir uns wieder an den gleichen Platz um unseren Anschlusszug nach Zurich abzuwarten. Während der Zug nach Palermo, den wir auf dem Hinweg nahmen, mit 90 Minuten Verspätung angekündigt ist, sind es bei unserem lediglich 25 Minuten. Uns spielt es schlussendlich keine Rolle, wir wollen einfach nur noch nach Hause!
Im Zug hören wir seit Längerem mal wieder Schweizerdeutsch, während wir auf schlechteres Wetter zu fahren. Ohne Probleme erreichen wir Zürich, haben schlussendlich aber 45 Minuten Verspätung.
Am Bahnhof werden wir freundlicherweise abgeholt und müssen so unser Gepäck nicht so weit tragen. auf die heisse, richtige Dusche freue ich mich schon lange, als Abschluss dieser Ferien...

Dienstag, 20. Oktober 2009

Verregneter Abschluss

(Montag, 19. Oktober 2009)

In der Nacht werden wir von starken Regenfällen geweckt, die bis in den Morgen andauern. Als der Himmel wieder etwas besser aussieht, wagen wir uns aus dem Zimmer. Wir kaufen Briefmarken und Esswaren für die Heimreise und geniessen die Aussicht.
Martin möchte nochmals im Meer baden, so schnappen wir unser Badezeug und laufen an den Strand. Ich trage lange Hosen und Pullover und finde es so noch kalt, ich verzichte auf ein abschliessendes Bad im Meer. Auch Martin entscheidet sich noch um, als er die entgegenkommenden Wolken sieht. Rund um die Insel herum sind grauschwarze Fronten zu sehen, aus denen manchmal sogar ein Blitz erscheint. Wir geniessen die Wellen am Strand und auch die bizzarren Lavaformen, die kein menschlicher Künstler hätte interessanter gestalten können. Mich faszinieren diese Steine enorm, Martin ist mit seiner Kamera eher auf Wellenjagd.
Um dem Wetter zu entkommen, gehen wir zurück zur Unterkunft um zu packen.
Durch die feucht-kalte Luft sind unsere Sachen leider nicht ganz getrocknet. Ich dusche noch das letzte Mal hier, das warme Wasser reicht nur für wenige Minuten. Martin wartet dan eine halbe Stunde, bis der kleine Boiler wieder etwas Wasser aufgeheizt hat. Wir haben gelernt, wie die Dinge hier funktionieren!;-) Der starke Regen will nicht mehr aufhören und von der Pension ist auch niemand zu sehen, der uns unsere Pässe zurückgeben könnte. Als wir endlich unsere Pässe zurück und die Rechnung beglichen haben, scheint auch die Sonne wieder. Wir spazieren etwas umher und landen im vulkanologischen Institut. Zum Glück haben wir dort ein Dach über dem Kopf, denn es tröpfelt bereits wieder.
Früh wir immer suchen wir uns ein Restaurant, auch für den letzten Abend soll es eine Pizza sein;-) Die Pizzeria liegt gleich bei unserer Unterkunft. Die Zeit vergeht nicht so schnell, aber im Restaurant ist es auch nicht so warme, die Kellnerin läuft mit Schal herum.
Mit dem ganzen Gepäck machen wir uns auf den Weg zur Bar Ingrid für ein letztes Gelato. Anschliessend geht es weiter an den Hafen. Obwohl wir viel zu früh sind, sind wir nicht die ersten. Viele Pensionen sind bereits vertreten auf der Suche nach neuen Gästen. Als jedoch die Carabinieri eintreffen, muss die Mole geräumt werden. Der Vulkan zeigt noch die letzten roten Wolken zum Abschied, dann trifft das Schiff ein. Auf dem Hauptdeck erhalten wir unsere Kabine zugewiesen und ich werde einmal mehr überrascht: Neben den Kajütenbetten hat es auch noch Platz für einen Schrank, einen Tisch und sogar ein Badezimmer mit Dusche! Das hätte ich nicht erwartet. Martin und ich gehen auf das oberste Deck und sehen von da aus die schwarze Insel im Dunkel verschwinden, nur rötlich schimmernde Wolken sind noch über dem Vulkan sind noch zu sehen. Wir warten noch einen letzten Ausbruch ab, dann gehen wir zurück in unser Zimmer. Nach dem Bier/Panache zum Abendessen haben wir noch Baccardi-Cola in der Dose (bereits gemischt), so dass wir hoffentlich gut durchschlafen können...

Montag, 19. Oktober 2009

Stromboli bei Nacht

(Sonntag, 18. Oktober 2009)

Mittlerweile wissen wir, dass der Regen den Tag beginnt, also bleiben wir noch etwas liegen und frühstücken im Bett. Später kann ich Martin überreden, doch noch etwas nach draussen zu gehen. Er hat sich diese Ferien wärmer und trockener vorgestellt und ist nun enttäuscht.
Wir kaufen uns Postkarten und sitzen mit einem Gelato auf einer Terrasse, während wir ein paar Worte schreiben. Obwohl heute Sonntag ist, ist die Kurche offen und so werfen wir einen kurzen Blick hinein. Alles ist sehr schön gestaltet und auch sehr farbig. Gemütlich spazieren wir zum Strand, beobachten die Einheimischen und den Helikopter, der die vielen Segelboote auf dem Meer begleitet und schliesslich auf der Insel wartet. Pünktlich zum nächsten Regenguss sind wir wieder in unserer Unterkunft.
Martin's Laune hellt sich stark auf, als um vier wieder die Sonne scheint und sogar der Gipfel frei ist. Schnell haben wir alles gepackt und marschieren los. Wir entscheiden uns für einen anderen Weg als gestern.
Heute beginnt der Aufstieg direkt bei der Kirche. Nach 150 m Höhe zeigen sich bereits wieder die ersten Wolken am Gipfel. Nach 250 Höhenmetern geht die Querverbindung zur Feuerstrasse (da wo das Magma ins Meer fliesst, wenn der Ausbruch stark genug ist) nach rechts weg. Der sinnlose Aufstieg führt zu einem sinnlosen Abstieg, denn am Ende der Querstrasse sind wir wieder auf 250 m Höhe. Zudem stellen die Treppenstufen sicher, dass sich nie ein Kind diesem Weg stellen würde. Bereits für unsere langen Beine sind diese Absätze enorm kräfteraubend. Die letzten Meter bis zur 400 m Grenze sind anstrengend, aber in Vorfreude auf den Ausblick nehmen wir die gerne in Kauf. Wir sind auch heute nicht die einzigen auf der Plattform. Innert kurzer Zeit haben wir unsere Stative mit den Kameras aufgebaut und auch die Fernbedienungen sind bereit. Es ist herrlich, mit den Händen in den windgeschützten Taschen dazustehen und dennoch ein Foto machen zu können, wenn der Vulkan ausbricht. Zudem kann ich mich so viel besser auf den Vulkan konzentrieren und den Anblick geniessen. Es imponiert mir sehr, die glühenden Steine hochfliegen und dann den Berg hinunter kullern zu sehen. Wenn der bissige Wind nicht wäre, könnte ich stundenlang hier sitzen und zuschauen. Es ist jedoch nicht so einfach, denn oft lässt sich der Vulkan viel Zeit zwischen den Ausbrüchen. Es kann vorkommen, dass eine halbe Stunde nichts passiert.
Momentan muss ich mir mal wieder sagen, dass dies meine sommerlichen Herbstferien sind. Über dem T-Shirt trage ich einen dünnen und einen dicken Pullover, die Soft-Shell-Jacke und die Regenjacke. Zudem wärmt mich die Mütze auf dem Kopf. Was ich dennoch vermisse sind meine Handschuhe.
Es wird langsam dunkel, die Bilder werden besser. Nur die noch dunklere Wetterfront, die auf uns zukommt, bereitet uns Sorgen. Nachdem uns die letzten zwei anderen auch noch verlassen haben, stehen wir auch etwas zurück vor dem Gewitter. Martin ist der Meinung, dass es nur ein kurzer Regenschauer ist und möchte etwas entfernt vom Grat das Ende abwarten. Allerdings sind wir nach wenigen Minuten bereits klitschnass und dreckig von der Erde, auf der wir stehen, so dass wir das Experiment abbrechen und uns auf den Heimweg machen. Martin hatte Recht: Nach etwa 10 Minuten hört der Regen wieder vollständig auf. Meine Hose ist aber immer noch nass und auch ich freue mich, dass wir uns einen anderen Beobachtungsposten suchen für dieses Gewitter.
Nach einer guten Stunde Abstieg treffen wir im Dorf ein und gönnen uns für die Strapazen nochmals ein Gelato. Kaum liegen wir im Bett, tropft der Regen wieder auf's Dach.
Martin ist nicht so zufrieden mit seiner Fotoausbeute. Aber auch ich kann mir vorstellen, in einem anderen Jahr wieder dort oben zu stehen und dem Stromboli zuzuschauen...
Aber erst einmal freuen wir uns auf unser warmes Zuhause in der Schweiz, morgen geht's los.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Wetterpech

(Samstag, 17. Oktober 2009)

Regen! Nicht schon wieder! Ich drehe mich nochmals um und döse weiter.
Als wir uns dann endlich aus dem Bett trauen, ist der Himmel wieder blau und lockt uns nach draussen. Der Tisch ist schnell in die Sonne gerückt, so dass das Frühstück draussen auch so richtig Spass macht. Wir ziehen unsere Badesachen an und laufen zum Strand. Martin zeigt sich als Wasserratte und springt mit Schnorchel, Taucherbrille und Flossen in die Wellen. Für mich ist der Wind noch zu stark und das Wasser zu kalt, ich warte draussen. Auf dem Weg an einen anderen, windgeschützteren Strand ziehen bereits wieder graue Wolken auf. Wir ändern unsere Pläne, holen im Laden ein Stück kalte Pizza und frisches Wasser und setzen uns vor unser Zimmer. Als dann der Regen wirklich einsetzt, legen wir uns etwas hin und lesen weiter. Martin hat heute sein Buch beendet, auch auf mich wartet ein Neues.
Am späteren Nachmittag machen wir uns mit der Fotoausrüstung und genügend zu essen auf, um den Vulkan nochmals zu sehen. Ohne Führer darf man zur Zeit nur noch bis zur 400 m Grenze. Aber bereits von dort sollten einige gute Bilder möglich sein. Der Aufstieg führt erst durch dichtes Schilf, wo uns die Mücken mal wieder verfolgen. Dann wird das Gelände lichter, aber steiler. Dafür ist der Blick auf das Festland (Kalabrien) ungewohnt gut.
Man kann sogar einzelne Siedlungen erkennen, so klar ist die Luft. Bereits ab etwa 200 m kann man den Vulkankrater sehen. Wir steigen hoch, bis das GPS-Gerät 409 m anzeigt. Eigentlich hatten wir ein Schild erwartet, das besagt, dass ab hier nicht mehr weiter gegangen werden darf. Nichts dergleichen weist uns auf das Verbot hin. Noch auf dem Aufstieg bemerken wir eine graue Wand, die sich auf uns zu bewegt. Unser Plan war, dass wir uns auf 400 m einrichten, gemütlich essen und so auf die Dunkelheit warten, um dann gute Fotos machen zu können. Als jedoch der Regen einsetzt, überrede ich Martin, wieder abzusteigen. Auf dem ganzen Weg zum Osservatorio (Restaurant) tröpfelt es nur leicht, so dass sich bei mir das schlechte Gewissen zu regen beginnt. Erst als wir (mal wieder als erste) im Restaurant mit Blick auf den Krater sitzen und der Regen auf das Dach prasselt, bin ich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Spätestens bei den ersten Blitzen ist auch Martin überzeugt. Eine deutsche und eine französische Familie der Führung gestern treffen wir hier wieder.
Auch sie haben den Tipp unseres Guides umgesetzt. Nach dem Essen stellen Martin und ich draussen vor dem Restaurant bei leichtem Regen die Kameras mit Stativ auf und richten sie so ungefähr zum Vulkan (was im Dunkeln nicht ganz so einfach ist. Der deutsche Familienvater, der sich so sehr über sein Stativ freute, macht ein erschrockenes Gesicht, als er unsere beiden Kameras (mit Regenhülle!;-)) sieht und verschwindet wieder zu seiner Familie. Wir knipsen drauflos, sobald der Vulkan etwas zeigt, aber es ist nicht einfach. Zudem dreht sich der Wind, so dass der Rauch des Vulkans in unsere Richtung geweht wird. Somit sieht der Ausbruch nur nach einer leuchtend orangen Wolke aus. Wir geben auf und laufen mit unseren Stirnlampen die halbe Stunde zurück ins Dorf. Morgrn ist auch noch ein Tag.
Kaum sind wir im Zimmer, legt der Regen wieder so richtig los. Die Temperaturen sind vor allem wegen des vielen Regens viel kälter, als wir es uns erhofft hatten. Wir sind froh, haben wir immerhin je einen warmen Pullover dabei. Und im Kleidershrank finden wir auch noch eine zusätzliche Wolldecke für's Bett.

Endlich auf dem Stromboli!

(Freitag, 16. Oktober 2009)

Wieder weckt uns die vertraute Melodie, die wir in den Ferien nur sehr ungern hören. Umso erfreuter sind wir, dass der Himmel teilweise sogar blau ist. Am Hafen vorne scheint sogar die Sonne! Ein Boot steht bereits an der Anlagestelle, unseres soll auch pünktlich fahren, lasse ich mir sagen.
Tatsächlich legen wir um 08:20 Uhr ab. Via Vulcano, Salina, vorbei am Regenbogen, dann über Panarea, Ginostra erreichen wir endlich unser Ziel: Stromboli.
Ein Italiener bietet uns ein Zimmer an, für 20 Euro pro Person und Nacht. Er lädt unser Gepäck in sein "Auto" und fährt uns dahin. Auf Stromboli gibt es keine richtigen Autos, nur Apes und Roller. Ein Ape ist ein dreirädriges Fahrzeug mit kleiner, fast schon winziger Führerkabine und meist einer Ladefläche hinten drauf. Als Zweitakter und mit oft nur 50 ccm geht es entsprechend langsam und laut den Berg hinauf.
Die Strassen, die unser Fahrer nimmt, sehen für mich wie enge Fussgängerwege aus. Bei jeder zweiten Kurve fürchte ich, dass wir irgendwo anstossen und fallen. Nichts dergleichen passiert und wir erreichen sicher das Ziel. Von der Strasse zweigt ein immer schmaler werdender Weg ab und nach der zweiten Ecke frage ich mich mal wieder, worauf wir uns hier eingelassen haben. Doch plötzlich stehen wir auf sauberen, farbigen Bodenplatten mitten unter kleinen Bäumen. Das einzelne Zimmer liegt ganz in der Ecke dieser Oase, neben einem Limettenbaum, die andere Frucht kenne ich nicht. Der Schlafraum und das Badezimmer sind sauber, der Preis stimmt, wir packen aus.
Wir machen einen kleinen Spaziergang zur Kirche mit dem grosse Treffpunktplatz davor. Sollten die Sirenen losgehen, dass ein Tsunami auf die Insel zukommt, hat sich jeder auf diesem erhöhten Platz einzufinden.
Das Büro von magmatrek liegt gleich neben der Kirche. Die sprachgewandte Italienerin erklärt uns, dass die Entscheidung über die Durchführung der heutigen Expedition kurz vor dem Abmarsch gefällt wird. Momentan sieht es nicht so gut aus, aber das ganze Wochenende soll wechselhaft werden.
Im Laden kaufen wir Wasser und etwas zu essen und frühstücken erst mal gemütlich vor unserem Zimmer. Anschliessend machen wir einen Rundgang durch San Vincenzo. Die Hauptstrasse, Strada Vittorio Emanuele, ist zwischen drei und fünf Meter breit und wäre bei uns bestenfalls ein Radweg. Hier jedoch fahren Zwei- und Dreiräder hin und her, welche bei uns kaum zugelassen wären. (Das gilt übrigens auch für die meisten Autos in Vulcano und Lipari. Solche Rostbeulen wären bei uns schon lange aus dem Verkehr gezogen worden.) Leichter Regen setzt ein und verdirbt uns die Stimmung. Zurück im Zimmer lege ich mich hin, ich habe die letzten zwei Nächte nicht sehr gut geschlafen.
Als wir uns bereit machen, hat sich der Himmel aufgeklart und der Gipfel ist wolkenfrei. Wir sind zuversichtlich, heute etwas Interessantes zu sehen.
Vor dem Geschäft warten schon andere. Wir bezahlen, unterschreiben, dass wir mit allem einverstanden sind und gesund sind und erhalten Helme. Unsere Schuhe sind in Ordnung, aber andere werden zum Schuhgeschäft geschickt, sie sollen sich Wanderschuhe mieten. Allgemein sind Martin und ich ausrüstungstechnisch sehr gut dran. Es sind hauptsächlich Deutsche und Franzosen in unserer 21köpfigen Gruppe, meist Familien, aber auch ein junges Paar aus England.
Kurz nach halb vier laufen wir los. Ich hatte mir im Vorfeld noch Gedanken über meine Kondition gemacht, aber in diesem langsamen Tempo könnte ich noch stundenlang laufen. Zudem hat sich Martin nur für einen Rucksack entschieden und den will er nicht abgeben. Ich kann die Wanderung also total geniessen. Nach knapp drei Stunden, die wir auch mit Kristall suchen verbringen, erreichen wir den Grat. Der Vulkan begrüsst und gleich mit einem lauten Grollen und er speiht glühendes Magma in die Höhe. Wir laufen noch die letzten Meter bis zum Gipfel (918 m. ü. M.), ziehen uns warm an und essen etwas. Die Sonne geht bereits unter und die folgenden Ausbrüche werden immer schöner. Erst künden sie sich mit einem Grollen an, dann fliegen leuchtend rote Brocken bis 100 Meter hoch in die Luft, welche dann, immer noch leuchtend, ausserhalb des Kraters liegen bleiben. Von unserem erhöhten Standpunkt haben wir eine wunderbare Aussicht auf den Krater mit seinen kleinen Öffnungen, die nur etwa 300 Meter von uns entfernt sind. Ich bin froh, habe ich keine Kamera dabei, so kann ich mich voll auf das imposante Schauspiel konzentrieren. Bilder habe ich schon viele gesehen, auch viel darüber gehört, aber es live mitzuerleben ist immer noch das Beste. Mir gefällt es hier sehr gut (wenn da nicht die klammen Finger wären. Aber immerhin ist die Mütze sehr nützlich!;-)).
Martin bereut seine Entscheidung, das Stativ nicht mitzunehmen und baut sich aus unserem Rucksack etwas Behelfsmässiges. Bei den vier, fünf Ausbrüchen, die wir noch sehen, kann er aber doch noch zwei, drei gute Fotos machen. Der starke Wind bläst glücklicherweise den Rauch nicht in unsere Richtung, sondern den Berghang hinauf neben uns. Leider müssen wir nach einer Stunde bereits wieder den Abstieg antreten.
Die ersten 500 Höhenmeter sind sehr angenehm und einfach. Ein grosses Aschefeld lindert den Abstieg und jeder Fuss, der aufgesetzt wird, rutscht noch mindestens 10 cm weiter in die sandige Asche hinein. Mir macht dies riesig Spass, am liebsten würde ich mich auf einen Plastiksack setzen und runterrutschen.Zwischendurch löschen wir unsere Stirnlampen um den Sternenhimmel zu betrachten. So im Dunkeln sieht man sogar die Milchstrasse. Der zweite Teil des Pfades ist etwas härter und mein Rücken beginnt bald zu reklamieren. Ich lenke mich ab und denke an das Augenpaar, das wir weiter oben gesehen hatten. Im Kegel der Lampe sehe ich nur genau die zwei Schritte vor mir. Links, rechts und hinter mir (ich bin das Schlusslicht) herrscht völlige Dunkelheit. Wer weiss, vielleicht ist die Katze mir gefolgt? Nach knapp zwei Stunden Abstieg erreichen wir wieder die Stadt und verabschieden uns von Luca, unserem Führer.
Mit einem verdienten Gelato (Caramel und Zuppa Inglese) setzen wir uns vor unser Zimmer in den Schein einer Kerze. Wir sind zwar wieder auf Meereshöhe, aber die Temperatur ist immer noch sehr kühl.
Die Dusche ist bei mir entweder heiss oder kalt, bei Martin hat es dann nur noch kaltes Wasser. Als wir eher frierend im Bett liegen, hören wir leichten Regen auf unser Dach fallen. Wir hatten heute endlich mal wieder Glück mit dem Wetter.

Freitag, 16. Oktober 2009

Gestrandet auf Lipari

(Donnerstag, 15. Oktober 2009)

Die Melodie des Weckers klingt unwirklich. Dennoch stehen wir auf, packen unsere Sachen und laufen im Regen an den Hafen. Die Wellen klatschen immer noch meterhoch an die Mauern. Usticalines hat den Fährendienst eingestellt, das heisst es fahren keine Tragflügelboote mehr. Siremar hat ein Boot, das heute fährt, jedoch nur bis Lipari. Wir entscheiden uns für dieses, so sind wir immerhin schon mal einen Schritt weiter. Lipari ist die Hauptinsel der eolischen Insel und hat die meisten Schiffsverbindungen.
Die Überfahrt klappt trotz der grossen Wellen problemlos, im Hafen von Lipari wird das Anlegen doch noch zum Kampf. Immer noch im Regen suchen wir die nächste Biglietteria auf, um uns nach den Verbindungen nach Stromboli zu erkundigen. Der Mann schaut mich belustigt an und meint: "Bei dem Wetter? Da fährt kein Schiff mehr!"
So kommen wir also doch noch zu unserem Tagesausflug auf Lipari...
In den Strassen fragt uns ein Italiener, ob wir ein Zimmer benötigen. Wir folgen ihm durch eine enge Seitenstrasse in eine noch schmalere, über der trotz des Regens Wäsche hängt. Die Pension "Diana Brown" erweist sich als sehr gepflegt. Diana selber steht in der Küche und bereitet zwei Schweizerinnen, die mit der heutigen Fähre nach Napoli zurück wollen, das Frühstück zu. Unser Raum muss noch gereinigt werden, also machen wir einen Stadtrundgang.
Auch in Lipari hat es streunende Katzen, Hunde wie in Vulcano sehen wir jedoch keine. Am Hafen ist der Parkplatz leicht überflutet, denn das Meerwasser schwappt durch die hohle Hafenmauer hindurch bis zur Öffnung in Richtung Parkplatz. Wir finden sogar einige Quallen zu unseren Füssen.
Gemäss Aushang bei Diana sind sie jedoch nicht gefährlich.
Auf der Suche nach Frühstück landen wir in einer Konditorei. Ich bestelle eine heisse Schokolade, bin aber erstaunt, dass ich genau das erhalte: eine Tasse voll geschmolzener bitterer Schokolade. Das ist sogar für mich definitiv zu viel!
Zurück in der trockenen Unterkunft lesen wir im Essraum, bis unser Zimmer frei wird. Da der Regen draussen anhält, bleiben wir im Zimmer. Martin schläft über seinem Buch ein. Ich beende mein zweites und tausche es in den Regalen von Diana gegen ein anderes. Dabei werden wir vom prasselnden Regen und von laut übenden Flötenspielern unterhalten.
Die Fähre nach Napoli geht heute nicht, die Schweizerinnen müssen hier bleiben. Die nächste ist am Montag, für die haben wir auch Tickets. Aber alle sind zuversichtlich, dass der Regen morgen weg ist. Immerhin hat er schon etwas nachgelassen.
Wir suchen uns eine Pizzeria in der Nähe. Noch nie hatte ich so viele Meeresfrüchte auf einer Pizza, aber mehr bot diese Pizza auch nicht. Der Käse fehlte und die Tierchen waren lieblos draufgeknallt worden und kalt.
Dennoch geniessen wir unseren Abend. Der Regen hat aufgehört, aber die Wellen sind immer noch sehr stark und schlagen an den Mauern hoch.
Diana's Mitarbeiter zeigt uns, wo die Schiffe morgen fahren würden, kann uns aber auch keine grossen Hoffnungen machen. Wir werden einfach vorbeigehen und abwarten müssen.
Im Zimmer lese ich das dritte Buch zu Ende, während der Flötenspieler seine letzten Übungen macht. Nach einer spärlichen aber heissen Dusche sinken wir ins weiche, saubere Bett und hoffen auf weniger Wellen morgen.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Untergangsstimmung am Fusse des Vulkans

(Mittwoch, 14. Oktober 2009)

Wir erwachen beim Geräusch des prasselnden Regens und drehen uns nochmal um. Eine Glocke spielt laut eine Melodie.
Unser heutiges Ziel ist ein verlassener Strand westlich von Porto di Levante, wo wir wohnen. Der Aufstieg zu den Klippen ist schwer, aber wie der Blick von oben zeigt, ist es dies absolut wert. Der steinige Strand ist am Rande eines tiefblauen, klaren Meeres, das perfekt zum Schnorcheln wäre.
Leider ist der Abstieg zum Meer unmöglich, da der ganze Hang und somit auch der Weg hinab weggeschwemmt wurde. Schweren Herzens machen wir uns auf den Rückweg.
Bei unserem Lieblingsplatz neben Sabbie Nere lassen wir uns nieder und steigen mit Flossen, Taucherbrille und Schnorchel ins blaue Nass. Uns erwarten farbige Fische und einzelne Fischschwärme, Seeigel und sogar ein Seestern. Leider habe ich die Unterwasserkamera nicht dabei, vielleicht hätte es noch ein gutes Bild gegeben.
Der Himmel wird langsam düster, wir gehen zurück in die Unterkunft und sehen uns das Spektakel von der Terrasse aus an. Eine riesige dunkle Kaltfront nähert sich von Westen her. Der Wind wird immer stärker. Die wenigen Menschen, die noch auf dem Kraterrand stehen, kämpfen gegen den Wind an. Die Nachbarinseln sind kaum noch zu sehen. Der Regen prasselt auf das Plastikdach, gleichzeitig weht er auch von der Seite her zu uns. So wie es aussieht, sind wir lediglich am Rand der Schlechtwetterfront und werden vom Schlimmsten verschont.
Wir waschen das salzige Meerwasser weg und lesen im Zimmer. Beim späteren Spaziergang zum Strand scheint bereits wieder die Sonne. Am Hafen versucht ein Schiff anzulegen, kämpft aber mit den drei Meter hohen Wellen. Die Passagiere müssen über die Brücke rennen, so dass das Boot gleich wieder weiter kann. Die Fischer ziehen mit gemeinsamer Kraft ihre Boote weiter den Strand hinauf; es ist eine kleine Insel, jeder hilft jedem. Die Wellen klatschen an die Hafenmauern und spritzen darüber hinaus. Auch auf dem Steg bleibt man kaum trocken. Für uns als Unbeteiligte ist es ein interessantes Schauspiel, aber für Betroffene wirkt es sehr anstrengend. Wir hoffen, dass wir morgen mit einem Schiff von hier wegkommen und es bis nach Stromboli schaffen. Ansonsten habe ich die Vermieterin bereits vorgewarnt, dass wir morgen abend wieder bei ihr stehen könnten. Sie ist sehr hilfsbereit und freut sich immer, wenn ich mit meinen wenigen Italienischkenntnissen etwas frage oder erzähle.
Wir ziehen unser Gelato vor und sehen der Barfrau zu, wie sie die kalte Masse kunstvoll auftürmt, damit möglichst viel in ein Cornetto passt.
Martin versucht beim Fernseher auf der Terrassse einen Sender zu finden, der das heutige Schweizer Spiel überträgt. Leider wird kein Schweizer Sender angezeigt.
Das Abendessen gibt es heute in der Cantina Stevensen, aus der laute Musik erklingt. Der Koch wurde wohl bereits in seine Winterresidenz geschickt, denn unsere Pizza sieht eher aus, als komme sie aus der Mikrowelle. Das aufgeschnittene Fladenbrot ist mit Käse und anderen Zutaten gefüllt und schmeckt lecker.
Zurück auf der Terrasse zeigt immerhin ARD einen Teil des Spiels. Wir sind nicht die einzigen, die Fussball schauen. Die Strassen sind leer gefegt, Italien kickt heute auch;-) Nach diesem entscheidenden Spiel packen wir unsere Sachen in der Hoffnung, morgen früh um halb neun das Schiff nach Strimboli zu erwischen.

Rauchschwaden mit Schwefelgeruch

(Dienstag, 13. Oktober 2009)

Die Nacht war stürmisch. Der Wind pfiff um die Ecken und der Regen prasselte auf das Dach als ob wir im Zelt lägen.
Als ich am Morgen erwache, herrscht draussen absolute Stille. Der blaue Himmel lockt uns auch gleich aus dem Zimmer. Innert Kürze haben wir unsere Wandersachen angezogen und sind auf dem Weg auf den Vulkan. Der erste Teil des Aufstiegs ist sehr sandig und somit weich und mühsam. Der zweite Teil führt über Sandstein, zwischen dem einige Pflastersteine gelegt wurden, die meisten aber bereits weggewaschen sind und tiefe Furchen den Weg erschweren. Ganz oben wechselt der Untergrund zu normalem Stein in vielen Farben. Ein Solfatarenfeld ist auf dem Kraterrand angesiedelt. Die Rauschschwaden erschweren uns einen sicheren Tritt und eine gute Atmung.
Aber was nehmen wir nicht alles auf uns, um einige gute Fotos nach Hause bringen zu können. Ich schnappe mir Martin's Makroobjektiv und widme mich den gelben und weissen Schwefelkristallen, besser gesagt den Wassertröpfchen in den Kristallen. Faszinierend!
Später stellen wir allerdings fest, dass es weiter unten einen Weg hat und somit der Gang zwischen den Solfataren hindurch kaum gestattet ist. Ich erinnere mich daran, dass ich in Island schon wissen wollte, ob man eine Schwefelvergiftung haben kann und was die Auswirkungen sind. Wenn ich da keine hatte, sind hier meine Chancen enorm gestiegen. Wo sind die Schweinegrippemasken, wenn man mal eine braucht?
Einige Meter weiter oben haben wir den höchsten Punkt erreicht (391 m ü.
M.) Der Wind ist hier sehr stark, ich fürchte um meine Mütze. Auf dem Abstieg kommen uns die ersten anderen Besucher entgegen. Sie mussten wohl alle Eintritt bezahlen, denn als wir hinaufstiegen, war die Kasse noch nicht besetzt. Glück für uns, dass die Kassenfrau beschäftigt ist, als wir absteigen.
Zurück in der Unterkunft essen wir etwas, dann wird Martin vom Sandmännchen besucht und ich lese mein Buch weiter. Die Vermieterin schickt mich auf die Terrasse auf dem Hausdach mit einem tollen Ausblick auf die umliegenden Dächer und das Dorf.
An Nachmittag spazieren wir zum Strand und den Klippen und schauen den Wellen zu. Heute ist "mare mosso", unruhiges Meer, so dass nicht einmal die Tragflügelboote anlegen können. Das Dorf ist also noch ausgestorbener, da keine Tagestouristen vorbeikommen. Den ganzen Tag scheint die Sonne, aber durch die starken Winde ist es eher kühl.
Nach einer erfrischenden Dusche machen wir uns auf die Suche nach einer Pizzeria. Etwas versteckt werden wir fündig. Von aussen eher unscheinbar, aber innen hat das Restaurant einen hübschen Hof mit gedeckten Tischen. Die Pizzen sind sehr gut und wir sind dieses Mal auch nicht die einzigen Gäste.
Mit dem obligaten Gelato in der Hand stehen wir auf unserer Terrasse und bestaunen die Sternenvielfalt. Einfach unbeschreiblich! Mit immer noch gut gefülltem Magen ziehen wir uns in unser Zimmer zurück.

Auf der einsamen Insel

(Montag, 12. Oktober 2009)

Martin weckt mich um 6 Uhr, als der Zug auf die Fähre verladen wird und schleicht sich auch gleich nach oben auf das Deck. Ich räume mein Schlaflager, in dem ich eine unruhige Nacht verbracht habe. Martin kommt zurück und ich darf auch einen Blick auf das Meer und den Hafen von Messina werfen. Traumhaft!
Eine Stunde später treffen wir in Milazzo ein, wo uns auch schon ein Taxichauffeur erwartet und uns pünktlich zur Fähre bringt. Nach einer knapp einstündigen Fahrt legen wir in Vulcano an. Ausserhalb der Saison scheint hier nicht viel los zu sein. Wir spazieren in eine Seitenstrasse und finden in der Pension "La Giara" ein passendes Zimmer. Den Preis kann ich noch von
29 auf 25 Euro drücken;-)
Wir sind froh, endlich aus den Wanderschuhen zu kommen und ziehen auch kurze Hosen an. Das Badezeug wird eingepackt und schon sind wir wieder unterwegs auf Erkundungstour. Das kleine Städtchen wirkt wirklich verschlafen. Der Strand "Sabbia Nere" reizt dennoch zum baden. Bevor ich ins Wasser renne, entdecke ich glücklicherweise eine im Sand liegende Qualle. Martin findet weitere im Wasser und wir versuchen unser Glück einige hundert Meter auf der anderen Seite. Endlich im Meer! Es ist eher kühl, aber egal!
Wir spazieren gemütlich zurück und schlafen auf dem Bett ein. Zwei Stunden später ziehen wir jedoch nochmals los und landen auf den Klippen. Zwischen Vulkansteinen und Glasscherben achte ich bei jedem Schritt, dass keine Schlange vor mir liegt, während der feuchte, sandige Wind uns um die Ohren peitscht.
Es wird bereits dunkel. Die Suche nach einer offenen Pizzeria haben wir in der dunklen Stadt auf morgen verschoben und bleiben neben unserer Unterkunft im Restaurant "Il cratere". Das lang ersehnte Gelato gönnen wir uns dann aber auch noch an der Touristenstrasse. Der Wind hat zugenommen, Sand wird uns überallhin geweht, sogar einige Regentropfen sind gefallen.
Zurück im Zimmer diskutieren wir nochmals die Wetterlage. Der Taxixhauffeur versprach strahlenden Sonnenschein die ganze Woche. Die telefonierende Dame im Touristenbüro meinte "brutto, molto brutto". Unsere Vermieterin hat keine Ahnung und sagt, dass es sehr unschlüssig sei. Na toll;-) Wir lassen uns also überraschen.

Ab in den Süden

(Sonntag, 11. Oktober 2009)

Kaum zurück aus den Schweizer Bergen, haben wir unsere Sachen wieder gepackt und sind wieder unterwegs.
Kurz nach 11 Uhr verlassen wir Zürich im Zug. Vergebens hatten wir den Wagen Nr. 8 gesucht, in welchem unsere reservierten Plätze sind. Da dies aber ein Ersatzzug ist, wurde dieser Wagen weggelassen. Glücklicherweise hat es noch genügend Platz, denn wir haben ja auch das Essen für die nächsten 24 Stunden dabei und somit mit dem Fotomaterial (und Lesestoff!) viel Gepäck.
Der Zug von Lugano nach Milano ist besser besetzt, aber aus zeitlichen Gründen kämpfen wir uns nicht zu unseren Plätzen durch. Die Fahrt dauert ja nur eine Stunde.
In Milano centrale warten wir über eine Stunde neben unserem Haufen Gepäck auf den Anschlusszug, auf welchen ich mich schon von Anfang an freue: Die 16 Stunden nach Milazzo (Sizilien) werden wir in einem 2er Schlafabteil verbringen! Das kleine Zimmer ist schon fast luxuriös. Der Gang neben dem Bett ist zwar nur einen Meter breit, dennoch hat es einen Waschtrog im Eckschrank mit Handtuch und Hygienebeutel mit Taschentuch und Seife.
Die ersten Stunden verbringe ich lesend, während Martin aus dem Fenster blickt und die Landschaft mit der Karte auf dem GPS-Gerät vergleicht.
Zwischendurch machen wir uns immer wieder an unsere mitgebrachten Salate, Sandwiches und andere Köstlichkeiten.
Die Betten sind erstaunlich schnell gemacht, als es langsam dunkel wird. Als Martin mit seinem ersten Buch beginnt, verschlinge ich bereits die letzten Seiten meines Romans, der zwar langweilig begonnen hatte, dessen Ende mich aber dann noch lange beschäftigt (Der Schützling von Patrick Redmond). Wie erwartet wird uns dieses Buch also nicht weiter begleiten, sondern hoffentlich eine Reise unabhängig von der unseren beginnen.
In Florenz haben wir bereits eine halbe Stunde Verspätung und eine ziemliche Hitze in unserem Abteil. So werde ich schnell müde, als wir die vorbeifliegenden Ortschaften betrachten. Zu den Klängen meiner neusten Eroberung (ipod) schlafe ich ein, in voller Vorfreude auf das Meer...