Donnerstag, 31. Dezember 2009

Gemütlicher Tag

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Wieder erwache ich erst, als es draussen bereits heller ist. Nach dem Frühstück packen wir uns warm ein und laufen in Richtung Ortschaft. Am Meeresufer stehen viele farbige Häuser, einige haben Boote daneben. Fische hängen zum Trocknen an der Hauswand oder einem separaten Gestell. Zuflüsse ins Meer sind vollständig eingefroren und bilden skurile Formen. Bei Ebbe sind diese Bäche fast bis zum Meer zugefroren, jetzt in der Flut sind die Eisflächen unter Wasser, was sehr interessant aussieht. In einem ruhigen kleinen Arm des Fjords ist sogar ein Teil des Meeres eingefroren. Im Schnee finden wir Spuren der Otter, die in der Nacht zum Meer runter rutschen, um Fische zu fangen. Die Tatzenspuren führen auch wieder den Berg hinauf. Die Strasse ist mit Schnee und Eis bedeckt und ziemlich rutschig. Obwohl in den Häusern überall Licht brennt, sehen wir nur sehr wenige Menschen. Vielleicht auch besser so, denn wir zwei geben in unseren dicken Kleidern, bewaffnet mit Fotokameras und planlos umherirrend ein lustiges Bild ab. Das Licht wird bereits wieder weniger, als wir uns auf den Rückweg machen. Mit Henry vereinbaren wir den Terminplan für morgen und schon sind wir wieder in der Wärme. Den Rest des Tages verbringen wir wieder mit lesen und TV schauen. Hier in Norwegen sind die Filme in Originalsprache (meist englisch) mit norwegischen Untertiteln. So versteht Martin auch die vielen Simpsons-Folgen seines neuen Lieblingssenders. Nach dem Essen schauen wir einen DVD, der an warmen Stränden spielt. Ich beginne zu träumen...
Auch in dieser sternenklaren Nacht warten wir auf das Nordlicht.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Spaziergang in der Dämmerung

(Dienstag, 29. Dezember 2009)

Ich schlafe so gut, dass ich den Wecker ausschalte und mich umdrehe; draussen ist es sowieso noch dunkel. Eine Stunde später, um 10 Uhr, stehe ich auf, setze mich zu Martin ins Wohnzimmer und sehe nach draussen. Es sieht aus als ob jeden Moment die Sonne über den Horizont steigt.
Wir frühstücken, es gibt einheimischen Käse. Danach ziehen wir uns warm (!) an, Thermowäsche und Snowboardkleidung ist angesagt. Mit dem ganzen Fotomaterial machen wir uns auf den Weg dem Ufer entlang. Der Pfad ist schmal und führt an einigen Sommerhäusern vorbei. Wir steigen zu Wasser ab und sehen eine Robbe etwa 80 Meter von uns entfernt aus dem Meer herausschauen. Sie zeigt sich noch einige Male auf unserem Spaziergang.
Das Licht ist heller als erwartet, wir sehen gut, wo wir unsere Füsse hinsetzen. Dem Weg entlang ragen gelbe Grasbüschel aus dem Schnee heraus.
Am Ufer ist es eher flach und zum Teil sehr eisig. Mit vorsichtigen Schritten tasten wir uns vor, denn den Weg haben wir auf der Suche nach einem guten Motiv verloren. Wir kämpfen uns durch kleinere Büsche und über Steinsbrocken und sehen uns die Umgebung an. Das sanfte Licht reicht zum Fotografieren, aber es wird bereits wieder dunkler. Meine Kleidung wärmt mich sehr gut, aber als vorne am Fjord der Wind stärker wird, werden auch meine Nase und Zehenspitzen kälter. Zurück beim Haus sieht es aus, als ob die Sonne gerade untergegangen wäre. Ein ganz leichter Rotschimmer war die ganze Zeit zu sehen, aber nicht sehr intensiv. Henry erwartet uns beim Haus und bringt uns noch zwei Säcke voll Brennholz. Nachts zwischen 22 und 02 Uhr soll die Wahrscheinlichkeit, das Nordlicht sehen zu können, am grössten sein. Die Nacht wird also kurz;-) In der Wärme des Hauses mit dem Holzofen legen wir uns auf das Sofa und beginnen zu lesen, während die Skispringer in Oberstdorf starten. Langsam döse ich ein. Als ich erwache, habe ich das Gefühl, es sei bereits Zeit für's Abendessen. Aber es ist erst 16 Uhr und ich drehe mich nochmals um.
Zwei Stunden später erwache ich, als Martin zu kochen beginnt. Draussen ist bereits wieder totale Dunkelheit. Zum Nachtisch stossen wir mit mitgebrachtem Prättigauer Röteli auf unsere Ferien an.
Einen Film und Dutzende Bücherseiten später zeigt sich das Polarlicht immer noch nicht, aber ich werde schon wieder müde. Wir werden wohl in der Nacht mehrmals aufstehen, in der Hoffnung auf farbige Streifen am Himmel...

Reise in die dunkle Kälte

(Montag, 28. Dezember 2009)

Pünktlich zum Sonnenaufgang treffen wir am Flughafen in Zürich ein. Auch beim ersten Zwischenstopp in Amsterdam strahlt die Sonne warm durch die grossen Fenster des Flughafens. Es kommt mir vor, als ob sie das absichtlich macht, um uns für die kommende Woche ohne Sonne vorzubereiten.
Im Flugzeug in Amsterdam sehen wir, wie unser Gepäck eingeladen wird. Mit diesen beruhigenden Gedanken döse ich ein und erwache, als der Flieger in Oslo auf die Landebahn ansetzt. Draussen ist nichts mehr zu sehen von der Sonne. Leichter Nebel verhindert die weite Sicht und in der Nähe ist alles weiss. Die Temperatur ist merklich gesunken.
Wir steigen um für nach Tromsö, während es draussen immer dunkler wird.
Unter der weissen Nebeldecke leuchten die Strassenlaternen und Lichter der Städte in allen Farben.
Im Norden angekommen, ziehe ich meine warmen Jacken an, es ist -9 Grad laut Pilot. Unser Fahrer erwartet uns schon und fährt uns zum Einkaufszentrum, das bis 23 Uhr geöffnet ist. Wir kaufen das Nötigste ein und lassen uns zu unserer Hütte bringen. Auf der 20minütigen Fahrt überfalle ich Henry, den Fahrer, mit Fragen über das Wetter, den Schnee und die Strassenverhältnisse. Anfangs antwortet er noch tapfer so gut er kann, doch dann meint er, dass sein Englisch nicht so gut sei. Martin und ich sehen uns also in Ruhe die Landschaft an.
Die Häuser sind wie in der Schweiz ähnlich geschmückt, Sterne, Lichterketten und Nikoläuse zieren die Fenster und Fassaden. Ich hatte mehr Schnee erwartet. Es hat gute 10 cm, die Sträucher sind frei von weiss und auch die Strassen sind - vor allem in der Stadt - problemlos befahrbar.
Erst kurz vor unserer Unterkunft ist die Strasse eisbedeckt; Henry meistert sie jedoch ohne zu zögern.
Viktoria, die Vermieterin, zeigt uns das Häuschen am Meer, direkt am Meer!
Zwei Schlafzimmer, Badezimmer und ein Wohnzimmer mit angrenzender Küche und alles schon schön geheizt. Nachdem sie uns die Busverbindungen und Spazierwege erklärt hat, braten wir uns Hamburger und geniessen die Blicke von drinnen raus auf's bewegte Meer.
Vor uns liegen ruhige Tage mit viel Spazieren und Lesen. Erholung pur!