Donnerstag, 31. Dezember 2009

Gemütlicher Tag

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Wieder erwache ich erst, als es draussen bereits heller ist. Nach dem Frühstück packen wir uns warm ein und laufen in Richtung Ortschaft. Am Meeresufer stehen viele farbige Häuser, einige haben Boote daneben. Fische hängen zum Trocknen an der Hauswand oder einem separaten Gestell. Zuflüsse ins Meer sind vollständig eingefroren und bilden skurile Formen. Bei Ebbe sind diese Bäche fast bis zum Meer zugefroren, jetzt in der Flut sind die Eisflächen unter Wasser, was sehr interessant aussieht. In einem ruhigen kleinen Arm des Fjords ist sogar ein Teil des Meeres eingefroren. Im Schnee finden wir Spuren der Otter, die in der Nacht zum Meer runter rutschen, um Fische zu fangen. Die Tatzenspuren führen auch wieder den Berg hinauf. Die Strasse ist mit Schnee und Eis bedeckt und ziemlich rutschig. Obwohl in den Häusern überall Licht brennt, sehen wir nur sehr wenige Menschen. Vielleicht auch besser so, denn wir zwei geben in unseren dicken Kleidern, bewaffnet mit Fotokameras und planlos umherirrend ein lustiges Bild ab. Das Licht wird bereits wieder weniger, als wir uns auf den Rückweg machen. Mit Henry vereinbaren wir den Terminplan für morgen und schon sind wir wieder in der Wärme. Den Rest des Tages verbringen wir wieder mit lesen und TV schauen. Hier in Norwegen sind die Filme in Originalsprache (meist englisch) mit norwegischen Untertiteln. So versteht Martin auch die vielen Simpsons-Folgen seines neuen Lieblingssenders. Nach dem Essen schauen wir einen DVD, der an warmen Stränden spielt. Ich beginne zu träumen...
Auch in dieser sternenklaren Nacht warten wir auf das Nordlicht.

Dienstag, 29. Dezember 2009

Spaziergang in der Dämmerung

(Dienstag, 29. Dezember 2009)

Ich schlafe so gut, dass ich den Wecker ausschalte und mich umdrehe; draussen ist es sowieso noch dunkel. Eine Stunde später, um 10 Uhr, stehe ich auf, setze mich zu Martin ins Wohnzimmer und sehe nach draussen. Es sieht aus als ob jeden Moment die Sonne über den Horizont steigt.
Wir frühstücken, es gibt einheimischen Käse. Danach ziehen wir uns warm (!) an, Thermowäsche und Snowboardkleidung ist angesagt. Mit dem ganzen Fotomaterial machen wir uns auf den Weg dem Ufer entlang. Der Pfad ist schmal und führt an einigen Sommerhäusern vorbei. Wir steigen zu Wasser ab und sehen eine Robbe etwa 80 Meter von uns entfernt aus dem Meer herausschauen. Sie zeigt sich noch einige Male auf unserem Spaziergang.
Das Licht ist heller als erwartet, wir sehen gut, wo wir unsere Füsse hinsetzen. Dem Weg entlang ragen gelbe Grasbüschel aus dem Schnee heraus.
Am Ufer ist es eher flach und zum Teil sehr eisig. Mit vorsichtigen Schritten tasten wir uns vor, denn den Weg haben wir auf der Suche nach einem guten Motiv verloren. Wir kämpfen uns durch kleinere Büsche und über Steinsbrocken und sehen uns die Umgebung an. Das sanfte Licht reicht zum Fotografieren, aber es wird bereits wieder dunkler. Meine Kleidung wärmt mich sehr gut, aber als vorne am Fjord der Wind stärker wird, werden auch meine Nase und Zehenspitzen kälter. Zurück beim Haus sieht es aus, als ob die Sonne gerade untergegangen wäre. Ein ganz leichter Rotschimmer war die ganze Zeit zu sehen, aber nicht sehr intensiv. Henry erwartet uns beim Haus und bringt uns noch zwei Säcke voll Brennholz. Nachts zwischen 22 und 02 Uhr soll die Wahrscheinlichkeit, das Nordlicht sehen zu können, am grössten sein. Die Nacht wird also kurz;-) In der Wärme des Hauses mit dem Holzofen legen wir uns auf das Sofa und beginnen zu lesen, während die Skispringer in Oberstdorf starten. Langsam döse ich ein. Als ich erwache, habe ich das Gefühl, es sei bereits Zeit für's Abendessen. Aber es ist erst 16 Uhr und ich drehe mich nochmals um.
Zwei Stunden später erwache ich, als Martin zu kochen beginnt. Draussen ist bereits wieder totale Dunkelheit. Zum Nachtisch stossen wir mit mitgebrachtem Prättigauer Röteli auf unsere Ferien an.
Einen Film und Dutzende Bücherseiten später zeigt sich das Polarlicht immer noch nicht, aber ich werde schon wieder müde. Wir werden wohl in der Nacht mehrmals aufstehen, in der Hoffnung auf farbige Streifen am Himmel...

Reise in die dunkle Kälte

(Montag, 28. Dezember 2009)

Pünktlich zum Sonnenaufgang treffen wir am Flughafen in Zürich ein. Auch beim ersten Zwischenstopp in Amsterdam strahlt die Sonne warm durch die grossen Fenster des Flughafens. Es kommt mir vor, als ob sie das absichtlich macht, um uns für die kommende Woche ohne Sonne vorzubereiten.
Im Flugzeug in Amsterdam sehen wir, wie unser Gepäck eingeladen wird. Mit diesen beruhigenden Gedanken döse ich ein und erwache, als der Flieger in Oslo auf die Landebahn ansetzt. Draussen ist nichts mehr zu sehen von der Sonne. Leichter Nebel verhindert die weite Sicht und in der Nähe ist alles weiss. Die Temperatur ist merklich gesunken.
Wir steigen um für nach Tromsö, während es draussen immer dunkler wird.
Unter der weissen Nebeldecke leuchten die Strassenlaternen und Lichter der Städte in allen Farben.
Im Norden angekommen, ziehe ich meine warmen Jacken an, es ist -9 Grad laut Pilot. Unser Fahrer erwartet uns schon und fährt uns zum Einkaufszentrum, das bis 23 Uhr geöffnet ist. Wir kaufen das Nötigste ein und lassen uns zu unserer Hütte bringen. Auf der 20minütigen Fahrt überfalle ich Henry, den Fahrer, mit Fragen über das Wetter, den Schnee und die Strassenverhältnisse. Anfangs antwortet er noch tapfer so gut er kann, doch dann meint er, dass sein Englisch nicht so gut sei. Martin und ich sehen uns also in Ruhe die Landschaft an.
Die Häuser sind wie in der Schweiz ähnlich geschmückt, Sterne, Lichterketten und Nikoläuse zieren die Fenster und Fassaden. Ich hatte mehr Schnee erwartet. Es hat gute 10 cm, die Sträucher sind frei von weiss und auch die Strassen sind - vor allem in der Stadt - problemlos befahrbar.
Erst kurz vor unserer Unterkunft ist die Strasse eisbedeckt; Henry meistert sie jedoch ohne zu zögern.
Viktoria, die Vermieterin, zeigt uns das Häuschen am Meer, direkt am Meer!
Zwei Schlafzimmer, Badezimmer und ein Wohnzimmer mit angrenzender Küche und alles schon schön geheizt. Nachdem sie uns die Busverbindungen und Spazierwege erklärt hat, braten wir uns Hamburger und geniessen die Blicke von drinnen raus auf's bewegte Meer.
Vor uns liegen ruhige Tage mit viel Spazieren und Lesen. Erholung pur!

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Heimreise

(Dienstag, 20. Oktober 2009)

Nach einer unruhigen Nacht mit viel Schaukeln und konstantem Maschinenlärm ist Martin schnell wach. Es erstaunt mich immer wieder, wie schnell er morgens aufstehen kann, wenn er will;-) Unsere Habseligkeiten sind rasch verstaut und vollbepackt stellen wir uns vor den Türen an. Pünktlich legen wir in Napoli an und steigen über die Rampe auf das Festland. Ein Taxi wartet schon fast auf uns. Zu meinem Erstaunen nimmt der Fahrer noch zwei Italiener mit zum Bahnhof. Er lässt sie vor uns aussteigen und bedeutet uns, im Auto zu bleiben. Für die Fahrt berechnet er ihnen 14 Euro, wie ich verstehen kann. Zurück im Auto fährt er nochmals 100 m und hält wieder. Er erklärt uns, wo wir hin müssen, was allerdings überflüssig ist, denn der Bahnhof ist direkt vor uns, nur hinter einer Mauer versteckt. Wie im Voraus vereinbart soll die Fahrt 15 Euro kosten. Ich gebe ihm zwei 10er Noten, was fast alles ist, was uns an Euros noch bleibt. Der Fahrer fragt nach, ob der Rest Trinkgeld sei. Ich verneine, denn es sei das, was wir noch übrig haben. er kommt zurück mit drei Euros und meint, der Rest sei doch Trinkgeld, ob das in Ordnung geht.
Ich finde dies ziemlich frech, schliesslich hat er schon (ohne uns zu fragen) das Taxi doppelt gefüllt und so doppelt kassiert. Zudem weiss ich nicht, wieviel Geld wir unterwegs noch brauchen werden. Bevor ich etwas antworten kann, kommt mir Martin zuvor und meint, es sei gut so. Andere Länder, andere Sitten...
Wir haben nicht mit pünktlicher Ankunft der Schiffes rechnen wollen, daher haben wir genügend Zeit, bis unser Zug in Napoli Centrale fährt. An einem sonnigen Plätzchen (ja, plötzlich scheint überal die Sonne...) sehen wir gespannt dem Treiben um uns zu, bis unser Zug eintrifft. Glücklicherweise haben wir eine Reservation, denn der Zug ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreichen wir Milano in fünfeinhalb Stunden.
Milano kennen wir bereits von der Hinreise und so stellen wir uns wieder an den gleichen Platz um unseren Anschlusszug nach Zurich abzuwarten. Während der Zug nach Palermo, den wir auf dem Hinweg nahmen, mit 90 Minuten Verspätung angekündigt ist, sind es bei unserem lediglich 25 Minuten. Uns spielt es schlussendlich keine Rolle, wir wollen einfach nur noch nach Hause!
Im Zug hören wir seit Längerem mal wieder Schweizerdeutsch, während wir auf schlechteres Wetter zu fahren. Ohne Probleme erreichen wir Zürich, haben schlussendlich aber 45 Minuten Verspätung.
Am Bahnhof werden wir freundlicherweise abgeholt und müssen so unser Gepäck nicht so weit tragen. auf die heisse, richtige Dusche freue ich mich schon lange, als Abschluss dieser Ferien...

Dienstag, 20. Oktober 2009

Verregneter Abschluss

(Montag, 19. Oktober 2009)

In der Nacht werden wir von starken Regenfällen geweckt, die bis in den Morgen andauern. Als der Himmel wieder etwas besser aussieht, wagen wir uns aus dem Zimmer. Wir kaufen Briefmarken und Esswaren für die Heimreise und geniessen die Aussicht.
Martin möchte nochmals im Meer baden, so schnappen wir unser Badezeug und laufen an den Strand. Ich trage lange Hosen und Pullover und finde es so noch kalt, ich verzichte auf ein abschliessendes Bad im Meer. Auch Martin entscheidet sich noch um, als er die entgegenkommenden Wolken sieht. Rund um die Insel herum sind grauschwarze Fronten zu sehen, aus denen manchmal sogar ein Blitz erscheint. Wir geniessen die Wellen am Strand und auch die bizzarren Lavaformen, die kein menschlicher Künstler hätte interessanter gestalten können. Mich faszinieren diese Steine enorm, Martin ist mit seiner Kamera eher auf Wellenjagd.
Um dem Wetter zu entkommen, gehen wir zurück zur Unterkunft um zu packen.
Durch die feucht-kalte Luft sind unsere Sachen leider nicht ganz getrocknet. Ich dusche noch das letzte Mal hier, das warme Wasser reicht nur für wenige Minuten. Martin wartet dan eine halbe Stunde, bis der kleine Boiler wieder etwas Wasser aufgeheizt hat. Wir haben gelernt, wie die Dinge hier funktionieren!;-) Der starke Regen will nicht mehr aufhören und von der Pension ist auch niemand zu sehen, der uns unsere Pässe zurückgeben könnte. Als wir endlich unsere Pässe zurück und die Rechnung beglichen haben, scheint auch die Sonne wieder. Wir spazieren etwas umher und landen im vulkanologischen Institut. Zum Glück haben wir dort ein Dach über dem Kopf, denn es tröpfelt bereits wieder.
Früh wir immer suchen wir uns ein Restaurant, auch für den letzten Abend soll es eine Pizza sein;-) Die Pizzeria liegt gleich bei unserer Unterkunft. Die Zeit vergeht nicht so schnell, aber im Restaurant ist es auch nicht so warme, die Kellnerin läuft mit Schal herum.
Mit dem ganzen Gepäck machen wir uns auf den Weg zur Bar Ingrid für ein letztes Gelato. Anschliessend geht es weiter an den Hafen. Obwohl wir viel zu früh sind, sind wir nicht die ersten. Viele Pensionen sind bereits vertreten auf der Suche nach neuen Gästen. Als jedoch die Carabinieri eintreffen, muss die Mole geräumt werden. Der Vulkan zeigt noch die letzten roten Wolken zum Abschied, dann trifft das Schiff ein. Auf dem Hauptdeck erhalten wir unsere Kabine zugewiesen und ich werde einmal mehr überrascht: Neben den Kajütenbetten hat es auch noch Platz für einen Schrank, einen Tisch und sogar ein Badezimmer mit Dusche! Das hätte ich nicht erwartet. Martin und ich gehen auf das oberste Deck und sehen von da aus die schwarze Insel im Dunkel verschwinden, nur rötlich schimmernde Wolken sind noch über dem Vulkan sind noch zu sehen. Wir warten noch einen letzten Ausbruch ab, dann gehen wir zurück in unser Zimmer. Nach dem Bier/Panache zum Abendessen haben wir noch Baccardi-Cola in der Dose (bereits gemischt), so dass wir hoffentlich gut durchschlafen können...

Montag, 19. Oktober 2009

Stromboli bei Nacht

(Sonntag, 18. Oktober 2009)

Mittlerweile wissen wir, dass der Regen den Tag beginnt, also bleiben wir noch etwas liegen und frühstücken im Bett. Später kann ich Martin überreden, doch noch etwas nach draussen zu gehen. Er hat sich diese Ferien wärmer und trockener vorgestellt und ist nun enttäuscht.
Wir kaufen uns Postkarten und sitzen mit einem Gelato auf einer Terrasse, während wir ein paar Worte schreiben. Obwohl heute Sonntag ist, ist die Kurche offen und so werfen wir einen kurzen Blick hinein. Alles ist sehr schön gestaltet und auch sehr farbig. Gemütlich spazieren wir zum Strand, beobachten die Einheimischen und den Helikopter, der die vielen Segelboote auf dem Meer begleitet und schliesslich auf der Insel wartet. Pünktlich zum nächsten Regenguss sind wir wieder in unserer Unterkunft.
Martin's Laune hellt sich stark auf, als um vier wieder die Sonne scheint und sogar der Gipfel frei ist. Schnell haben wir alles gepackt und marschieren los. Wir entscheiden uns für einen anderen Weg als gestern.
Heute beginnt der Aufstieg direkt bei der Kirche. Nach 150 m Höhe zeigen sich bereits wieder die ersten Wolken am Gipfel. Nach 250 Höhenmetern geht die Querverbindung zur Feuerstrasse (da wo das Magma ins Meer fliesst, wenn der Ausbruch stark genug ist) nach rechts weg. Der sinnlose Aufstieg führt zu einem sinnlosen Abstieg, denn am Ende der Querstrasse sind wir wieder auf 250 m Höhe. Zudem stellen die Treppenstufen sicher, dass sich nie ein Kind diesem Weg stellen würde. Bereits für unsere langen Beine sind diese Absätze enorm kräfteraubend. Die letzten Meter bis zur 400 m Grenze sind anstrengend, aber in Vorfreude auf den Ausblick nehmen wir die gerne in Kauf. Wir sind auch heute nicht die einzigen auf der Plattform. Innert kurzer Zeit haben wir unsere Stative mit den Kameras aufgebaut und auch die Fernbedienungen sind bereit. Es ist herrlich, mit den Händen in den windgeschützten Taschen dazustehen und dennoch ein Foto machen zu können, wenn der Vulkan ausbricht. Zudem kann ich mich so viel besser auf den Vulkan konzentrieren und den Anblick geniessen. Es imponiert mir sehr, die glühenden Steine hochfliegen und dann den Berg hinunter kullern zu sehen. Wenn der bissige Wind nicht wäre, könnte ich stundenlang hier sitzen und zuschauen. Es ist jedoch nicht so einfach, denn oft lässt sich der Vulkan viel Zeit zwischen den Ausbrüchen. Es kann vorkommen, dass eine halbe Stunde nichts passiert.
Momentan muss ich mir mal wieder sagen, dass dies meine sommerlichen Herbstferien sind. Über dem T-Shirt trage ich einen dünnen und einen dicken Pullover, die Soft-Shell-Jacke und die Regenjacke. Zudem wärmt mich die Mütze auf dem Kopf. Was ich dennoch vermisse sind meine Handschuhe.
Es wird langsam dunkel, die Bilder werden besser. Nur die noch dunklere Wetterfront, die auf uns zukommt, bereitet uns Sorgen. Nachdem uns die letzten zwei anderen auch noch verlassen haben, stehen wir auch etwas zurück vor dem Gewitter. Martin ist der Meinung, dass es nur ein kurzer Regenschauer ist und möchte etwas entfernt vom Grat das Ende abwarten. Allerdings sind wir nach wenigen Minuten bereits klitschnass und dreckig von der Erde, auf der wir stehen, so dass wir das Experiment abbrechen und uns auf den Heimweg machen. Martin hatte Recht: Nach etwa 10 Minuten hört der Regen wieder vollständig auf. Meine Hose ist aber immer noch nass und auch ich freue mich, dass wir uns einen anderen Beobachtungsposten suchen für dieses Gewitter.
Nach einer guten Stunde Abstieg treffen wir im Dorf ein und gönnen uns für die Strapazen nochmals ein Gelato. Kaum liegen wir im Bett, tropft der Regen wieder auf's Dach.
Martin ist nicht so zufrieden mit seiner Fotoausbeute. Aber auch ich kann mir vorstellen, in einem anderen Jahr wieder dort oben zu stehen und dem Stromboli zuzuschauen...
Aber erst einmal freuen wir uns auf unser warmes Zuhause in der Schweiz, morgen geht's los.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Wetterpech

(Samstag, 17. Oktober 2009)

Regen! Nicht schon wieder! Ich drehe mich nochmals um und döse weiter.
Als wir uns dann endlich aus dem Bett trauen, ist der Himmel wieder blau und lockt uns nach draussen. Der Tisch ist schnell in die Sonne gerückt, so dass das Frühstück draussen auch so richtig Spass macht. Wir ziehen unsere Badesachen an und laufen zum Strand. Martin zeigt sich als Wasserratte und springt mit Schnorchel, Taucherbrille und Flossen in die Wellen. Für mich ist der Wind noch zu stark und das Wasser zu kalt, ich warte draussen. Auf dem Weg an einen anderen, windgeschützteren Strand ziehen bereits wieder graue Wolken auf. Wir ändern unsere Pläne, holen im Laden ein Stück kalte Pizza und frisches Wasser und setzen uns vor unser Zimmer. Als dann der Regen wirklich einsetzt, legen wir uns etwas hin und lesen weiter. Martin hat heute sein Buch beendet, auch auf mich wartet ein Neues.
Am späteren Nachmittag machen wir uns mit der Fotoausrüstung und genügend zu essen auf, um den Vulkan nochmals zu sehen. Ohne Führer darf man zur Zeit nur noch bis zur 400 m Grenze. Aber bereits von dort sollten einige gute Bilder möglich sein. Der Aufstieg führt erst durch dichtes Schilf, wo uns die Mücken mal wieder verfolgen. Dann wird das Gelände lichter, aber steiler. Dafür ist der Blick auf das Festland (Kalabrien) ungewohnt gut.
Man kann sogar einzelne Siedlungen erkennen, so klar ist die Luft. Bereits ab etwa 200 m kann man den Vulkankrater sehen. Wir steigen hoch, bis das GPS-Gerät 409 m anzeigt. Eigentlich hatten wir ein Schild erwartet, das besagt, dass ab hier nicht mehr weiter gegangen werden darf. Nichts dergleichen weist uns auf das Verbot hin. Noch auf dem Aufstieg bemerken wir eine graue Wand, die sich auf uns zu bewegt. Unser Plan war, dass wir uns auf 400 m einrichten, gemütlich essen und so auf die Dunkelheit warten, um dann gute Fotos machen zu können. Als jedoch der Regen einsetzt, überrede ich Martin, wieder abzusteigen. Auf dem ganzen Weg zum Osservatorio (Restaurant) tröpfelt es nur leicht, so dass sich bei mir das schlechte Gewissen zu regen beginnt. Erst als wir (mal wieder als erste) im Restaurant mit Blick auf den Krater sitzen und der Regen auf das Dach prasselt, bin ich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Spätestens bei den ersten Blitzen ist auch Martin überzeugt. Eine deutsche und eine französische Familie der Führung gestern treffen wir hier wieder.
Auch sie haben den Tipp unseres Guides umgesetzt. Nach dem Essen stellen Martin und ich draussen vor dem Restaurant bei leichtem Regen die Kameras mit Stativ auf und richten sie so ungefähr zum Vulkan (was im Dunkeln nicht ganz so einfach ist. Der deutsche Familienvater, der sich so sehr über sein Stativ freute, macht ein erschrockenes Gesicht, als er unsere beiden Kameras (mit Regenhülle!;-)) sieht und verschwindet wieder zu seiner Familie. Wir knipsen drauflos, sobald der Vulkan etwas zeigt, aber es ist nicht einfach. Zudem dreht sich der Wind, so dass der Rauch des Vulkans in unsere Richtung geweht wird. Somit sieht der Ausbruch nur nach einer leuchtend orangen Wolke aus. Wir geben auf und laufen mit unseren Stirnlampen die halbe Stunde zurück ins Dorf. Morgrn ist auch noch ein Tag.
Kaum sind wir im Zimmer, legt der Regen wieder so richtig los. Die Temperaturen sind vor allem wegen des vielen Regens viel kälter, als wir es uns erhofft hatten. Wir sind froh, haben wir immerhin je einen warmen Pullover dabei. Und im Kleidershrank finden wir auch noch eine zusätzliche Wolldecke für's Bett.

Endlich auf dem Stromboli!

(Freitag, 16. Oktober 2009)

Wieder weckt uns die vertraute Melodie, die wir in den Ferien nur sehr ungern hören. Umso erfreuter sind wir, dass der Himmel teilweise sogar blau ist. Am Hafen vorne scheint sogar die Sonne! Ein Boot steht bereits an der Anlagestelle, unseres soll auch pünktlich fahren, lasse ich mir sagen.
Tatsächlich legen wir um 08:20 Uhr ab. Via Vulcano, Salina, vorbei am Regenbogen, dann über Panarea, Ginostra erreichen wir endlich unser Ziel: Stromboli.
Ein Italiener bietet uns ein Zimmer an, für 20 Euro pro Person und Nacht. Er lädt unser Gepäck in sein "Auto" und fährt uns dahin. Auf Stromboli gibt es keine richtigen Autos, nur Apes und Roller. Ein Ape ist ein dreirädriges Fahrzeug mit kleiner, fast schon winziger Führerkabine und meist einer Ladefläche hinten drauf. Als Zweitakter und mit oft nur 50 ccm geht es entsprechend langsam und laut den Berg hinauf.
Die Strassen, die unser Fahrer nimmt, sehen für mich wie enge Fussgängerwege aus. Bei jeder zweiten Kurve fürchte ich, dass wir irgendwo anstossen und fallen. Nichts dergleichen passiert und wir erreichen sicher das Ziel. Von der Strasse zweigt ein immer schmaler werdender Weg ab und nach der zweiten Ecke frage ich mich mal wieder, worauf wir uns hier eingelassen haben. Doch plötzlich stehen wir auf sauberen, farbigen Bodenplatten mitten unter kleinen Bäumen. Das einzelne Zimmer liegt ganz in der Ecke dieser Oase, neben einem Limettenbaum, die andere Frucht kenne ich nicht. Der Schlafraum und das Badezimmer sind sauber, der Preis stimmt, wir packen aus.
Wir machen einen kleinen Spaziergang zur Kirche mit dem grosse Treffpunktplatz davor. Sollten die Sirenen losgehen, dass ein Tsunami auf die Insel zukommt, hat sich jeder auf diesem erhöhten Platz einzufinden.
Das Büro von magmatrek liegt gleich neben der Kirche. Die sprachgewandte Italienerin erklärt uns, dass die Entscheidung über die Durchführung der heutigen Expedition kurz vor dem Abmarsch gefällt wird. Momentan sieht es nicht so gut aus, aber das ganze Wochenende soll wechselhaft werden.
Im Laden kaufen wir Wasser und etwas zu essen und frühstücken erst mal gemütlich vor unserem Zimmer. Anschliessend machen wir einen Rundgang durch San Vincenzo. Die Hauptstrasse, Strada Vittorio Emanuele, ist zwischen drei und fünf Meter breit und wäre bei uns bestenfalls ein Radweg. Hier jedoch fahren Zwei- und Dreiräder hin und her, welche bei uns kaum zugelassen wären. (Das gilt übrigens auch für die meisten Autos in Vulcano und Lipari. Solche Rostbeulen wären bei uns schon lange aus dem Verkehr gezogen worden.) Leichter Regen setzt ein und verdirbt uns die Stimmung. Zurück im Zimmer lege ich mich hin, ich habe die letzten zwei Nächte nicht sehr gut geschlafen.
Als wir uns bereit machen, hat sich der Himmel aufgeklart und der Gipfel ist wolkenfrei. Wir sind zuversichtlich, heute etwas Interessantes zu sehen.
Vor dem Geschäft warten schon andere. Wir bezahlen, unterschreiben, dass wir mit allem einverstanden sind und gesund sind und erhalten Helme. Unsere Schuhe sind in Ordnung, aber andere werden zum Schuhgeschäft geschickt, sie sollen sich Wanderschuhe mieten. Allgemein sind Martin und ich ausrüstungstechnisch sehr gut dran. Es sind hauptsächlich Deutsche und Franzosen in unserer 21köpfigen Gruppe, meist Familien, aber auch ein junges Paar aus England.
Kurz nach halb vier laufen wir los. Ich hatte mir im Vorfeld noch Gedanken über meine Kondition gemacht, aber in diesem langsamen Tempo könnte ich noch stundenlang laufen. Zudem hat sich Martin nur für einen Rucksack entschieden und den will er nicht abgeben. Ich kann die Wanderung also total geniessen. Nach knapp drei Stunden, die wir auch mit Kristall suchen verbringen, erreichen wir den Grat. Der Vulkan begrüsst und gleich mit einem lauten Grollen und er speiht glühendes Magma in die Höhe. Wir laufen noch die letzten Meter bis zum Gipfel (918 m. ü. M.), ziehen uns warm an und essen etwas. Die Sonne geht bereits unter und die folgenden Ausbrüche werden immer schöner. Erst künden sie sich mit einem Grollen an, dann fliegen leuchtend rote Brocken bis 100 Meter hoch in die Luft, welche dann, immer noch leuchtend, ausserhalb des Kraters liegen bleiben. Von unserem erhöhten Standpunkt haben wir eine wunderbare Aussicht auf den Krater mit seinen kleinen Öffnungen, die nur etwa 300 Meter von uns entfernt sind. Ich bin froh, habe ich keine Kamera dabei, so kann ich mich voll auf das imposante Schauspiel konzentrieren. Bilder habe ich schon viele gesehen, auch viel darüber gehört, aber es live mitzuerleben ist immer noch das Beste. Mir gefällt es hier sehr gut (wenn da nicht die klammen Finger wären. Aber immerhin ist die Mütze sehr nützlich!;-)).
Martin bereut seine Entscheidung, das Stativ nicht mitzunehmen und baut sich aus unserem Rucksack etwas Behelfsmässiges. Bei den vier, fünf Ausbrüchen, die wir noch sehen, kann er aber doch noch zwei, drei gute Fotos machen. Der starke Wind bläst glücklicherweise den Rauch nicht in unsere Richtung, sondern den Berghang hinauf neben uns. Leider müssen wir nach einer Stunde bereits wieder den Abstieg antreten.
Die ersten 500 Höhenmeter sind sehr angenehm und einfach. Ein grosses Aschefeld lindert den Abstieg und jeder Fuss, der aufgesetzt wird, rutscht noch mindestens 10 cm weiter in die sandige Asche hinein. Mir macht dies riesig Spass, am liebsten würde ich mich auf einen Plastiksack setzen und runterrutschen.Zwischendurch löschen wir unsere Stirnlampen um den Sternenhimmel zu betrachten. So im Dunkeln sieht man sogar die Milchstrasse. Der zweite Teil des Pfades ist etwas härter und mein Rücken beginnt bald zu reklamieren. Ich lenke mich ab und denke an das Augenpaar, das wir weiter oben gesehen hatten. Im Kegel der Lampe sehe ich nur genau die zwei Schritte vor mir. Links, rechts und hinter mir (ich bin das Schlusslicht) herrscht völlige Dunkelheit. Wer weiss, vielleicht ist die Katze mir gefolgt? Nach knapp zwei Stunden Abstieg erreichen wir wieder die Stadt und verabschieden uns von Luca, unserem Führer.
Mit einem verdienten Gelato (Caramel und Zuppa Inglese) setzen wir uns vor unser Zimmer in den Schein einer Kerze. Wir sind zwar wieder auf Meereshöhe, aber die Temperatur ist immer noch sehr kühl.
Die Dusche ist bei mir entweder heiss oder kalt, bei Martin hat es dann nur noch kaltes Wasser. Als wir eher frierend im Bett liegen, hören wir leichten Regen auf unser Dach fallen. Wir hatten heute endlich mal wieder Glück mit dem Wetter.

Freitag, 16. Oktober 2009

Gestrandet auf Lipari

(Donnerstag, 15. Oktober 2009)

Die Melodie des Weckers klingt unwirklich. Dennoch stehen wir auf, packen unsere Sachen und laufen im Regen an den Hafen. Die Wellen klatschen immer noch meterhoch an die Mauern. Usticalines hat den Fährendienst eingestellt, das heisst es fahren keine Tragflügelboote mehr. Siremar hat ein Boot, das heute fährt, jedoch nur bis Lipari. Wir entscheiden uns für dieses, so sind wir immerhin schon mal einen Schritt weiter. Lipari ist die Hauptinsel der eolischen Insel und hat die meisten Schiffsverbindungen.
Die Überfahrt klappt trotz der grossen Wellen problemlos, im Hafen von Lipari wird das Anlegen doch noch zum Kampf. Immer noch im Regen suchen wir die nächste Biglietteria auf, um uns nach den Verbindungen nach Stromboli zu erkundigen. Der Mann schaut mich belustigt an und meint: "Bei dem Wetter? Da fährt kein Schiff mehr!"
So kommen wir also doch noch zu unserem Tagesausflug auf Lipari...
In den Strassen fragt uns ein Italiener, ob wir ein Zimmer benötigen. Wir folgen ihm durch eine enge Seitenstrasse in eine noch schmalere, über der trotz des Regens Wäsche hängt. Die Pension "Diana Brown" erweist sich als sehr gepflegt. Diana selber steht in der Küche und bereitet zwei Schweizerinnen, die mit der heutigen Fähre nach Napoli zurück wollen, das Frühstück zu. Unser Raum muss noch gereinigt werden, also machen wir einen Stadtrundgang.
Auch in Lipari hat es streunende Katzen, Hunde wie in Vulcano sehen wir jedoch keine. Am Hafen ist der Parkplatz leicht überflutet, denn das Meerwasser schwappt durch die hohle Hafenmauer hindurch bis zur Öffnung in Richtung Parkplatz. Wir finden sogar einige Quallen zu unseren Füssen.
Gemäss Aushang bei Diana sind sie jedoch nicht gefährlich.
Auf der Suche nach Frühstück landen wir in einer Konditorei. Ich bestelle eine heisse Schokolade, bin aber erstaunt, dass ich genau das erhalte: eine Tasse voll geschmolzener bitterer Schokolade. Das ist sogar für mich definitiv zu viel!
Zurück in der trockenen Unterkunft lesen wir im Essraum, bis unser Zimmer frei wird. Da der Regen draussen anhält, bleiben wir im Zimmer. Martin schläft über seinem Buch ein. Ich beende mein zweites und tausche es in den Regalen von Diana gegen ein anderes. Dabei werden wir vom prasselnden Regen und von laut übenden Flötenspielern unterhalten.
Die Fähre nach Napoli geht heute nicht, die Schweizerinnen müssen hier bleiben. Die nächste ist am Montag, für die haben wir auch Tickets. Aber alle sind zuversichtlich, dass der Regen morgen weg ist. Immerhin hat er schon etwas nachgelassen.
Wir suchen uns eine Pizzeria in der Nähe. Noch nie hatte ich so viele Meeresfrüchte auf einer Pizza, aber mehr bot diese Pizza auch nicht. Der Käse fehlte und die Tierchen waren lieblos draufgeknallt worden und kalt.
Dennoch geniessen wir unseren Abend. Der Regen hat aufgehört, aber die Wellen sind immer noch sehr stark und schlagen an den Mauern hoch.
Diana's Mitarbeiter zeigt uns, wo die Schiffe morgen fahren würden, kann uns aber auch keine grossen Hoffnungen machen. Wir werden einfach vorbeigehen und abwarten müssen.
Im Zimmer lese ich das dritte Buch zu Ende, während der Flötenspieler seine letzten Übungen macht. Nach einer spärlichen aber heissen Dusche sinken wir ins weiche, saubere Bett und hoffen auf weniger Wellen morgen.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Untergangsstimmung am Fusse des Vulkans

(Mittwoch, 14. Oktober 2009)

Wir erwachen beim Geräusch des prasselnden Regens und drehen uns nochmal um. Eine Glocke spielt laut eine Melodie.
Unser heutiges Ziel ist ein verlassener Strand westlich von Porto di Levante, wo wir wohnen. Der Aufstieg zu den Klippen ist schwer, aber wie der Blick von oben zeigt, ist es dies absolut wert. Der steinige Strand ist am Rande eines tiefblauen, klaren Meeres, das perfekt zum Schnorcheln wäre.
Leider ist der Abstieg zum Meer unmöglich, da der ganze Hang und somit auch der Weg hinab weggeschwemmt wurde. Schweren Herzens machen wir uns auf den Rückweg.
Bei unserem Lieblingsplatz neben Sabbie Nere lassen wir uns nieder und steigen mit Flossen, Taucherbrille und Schnorchel ins blaue Nass. Uns erwarten farbige Fische und einzelne Fischschwärme, Seeigel und sogar ein Seestern. Leider habe ich die Unterwasserkamera nicht dabei, vielleicht hätte es noch ein gutes Bild gegeben.
Der Himmel wird langsam düster, wir gehen zurück in die Unterkunft und sehen uns das Spektakel von der Terrasse aus an. Eine riesige dunkle Kaltfront nähert sich von Westen her. Der Wind wird immer stärker. Die wenigen Menschen, die noch auf dem Kraterrand stehen, kämpfen gegen den Wind an. Die Nachbarinseln sind kaum noch zu sehen. Der Regen prasselt auf das Plastikdach, gleichzeitig weht er auch von der Seite her zu uns. So wie es aussieht, sind wir lediglich am Rand der Schlechtwetterfront und werden vom Schlimmsten verschont.
Wir waschen das salzige Meerwasser weg und lesen im Zimmer. Beim späteren Spaziergang zum Strand scheint bereits wieder die Sonne. Am Hafen versucht ein Schiff anzulegen, kämpft aber mit den drei Meter hohen Wellen. Die Passagiere müssen über die Brücke rennen, so dass das Boot gleich wieder weiter kann. Die Fischer ziehen mit gemeinsamer Kraft ihre Boote weiter den Strand hinauf; es ist eine kleine Insel, jeder hilft jedem. Die Wellen klatschen an die Hafenmauern und spritzen darüber hinaus. Auch auf dem Steg bleibt man kaum trocken. Für uns als Unbeteiligte ist es ein interessantes Schauspiel, aber für Betroffene wirkt es sehr anstrengend. Wir hoffen, dass wir morgen mit einem Schiff von hier wegkommen und es bis nach Stromboli schaffen. Ansonsten habe ich die Vermieterin bereits vorgewarnt, dass wir morgen abend wieder bei ihr stehen könnten. Sie ist sehr hilfsbereit und freut sich immer, wenn ich mit meinen wenigen Italienischkenntnissen etwas frage oder erzähle.
Wir ziehen unser Gelato vor und sehen der Barfrau zu, wie sie die kalte Masse kunstvoll auftürmt, damit möglichst viel in ein Cornetto passt.
Martin versucht beim Fernseher auf der Terrassse einen Sender zu finden, der das heutige Schweizer Spiel überträgt. Leider wird kein Schweizer Sender angezeigt.
Das Abendessen gibt es heute in der Cantina Stevensen, aus der laute Musik erklingt. Der Koch wurde wohl bereits in seine Winterresidenz geschickt, denn unsere Pizza sieht eher aus, als komme sie aus der Mikrowelle. Das aufgeschnittene Fladenbrot ist mit Käse und anderen Zutaten gefüllt und schmeckt lecker.
Zurück auf der Terrasse zeigt immerhin ARD einen Teil des Spiels. Wir sind nicht die einzigen, die Fussball schauen. Die Strassen sind leer gefegt, Italien kickt heute auch;-) Nach diesem entscheidenden Spiel packen wir unsere Sachen in der Hoffnung, morgen früh um halb neun das Schiff nach Strimboli zu erwischen.

Rauchschwaden mit Schwefelgeruch

(Dienstag, 13. Oktober 2009)

Die Nacht war stürmisch. Der Wind pfiff um die Ecken und der Regen prasselte auf das Dach als ob wir im Zelt lägen.
Als ich am Morgen erwache, herrscht draussen absolute Stille. Der blaue Himmel lockt uns auch gleich aus dem Zimmer. Innert Kürze haben wir unsere Wandersachen angezogen und sind auf dem Weg auf den Vulkan. Der erste Teil des Aufstiegs ist sehr sandig und somit weich und mühsam. Der zweite Teil führt über Sandstein, zwischen dem einige Pflastersteine gelegt wurden, die meisten aber bereits weggewaschen sind und tiefe Furchen den Weg erschweren. Ganz oben wechselt der Untergrund zu normalem Stein in vielen Farben. Ein Solfatarenfeld ist auf dem Kraterrand angesiedelt. Die Rauschschwaden erschweren uns einen sicheren Tritt und eine gute Atmung.
Aber was nehmen wir nicht alles auf uns, um einige gute Fotos nach Hause bringen zu können. Ich schnappe mir Martin's Makroobjektiv und widme mich den gelben und weissen Schwefelkristallen, besser gesagt den Wassertröpfchen in den Kristallen. Faszinierend!
Später stellen wir allerdings fest, dass es weiter unten einen Weg hat und somit der Gang zwischen den Solfataren hindurch kaum gestattet ist. Ich erinnere mich daran, dass ich in Island schon wissen wollte, ob man eine Schwefelvergiftung haben kann und was die Auswirkungen sind. Wenn ich da keine hatte, sind hier meine Chancen enorm gestiegen. Wo sind die Schweinegrippemasken, wenn man mal eine braucht?
Einige Meter weiter oben haben wir den höchsten Punkt erreicht (391 m ü.
M.) Der Wind ist hier sehr stark, ich fürchte um meine Mütze. Auf dem Abstieg kommen uns die ersten anderen Besucher entgegen. Sie mussten wohl alle Eintritt bezahlen, denn als wir hinaufstiegen, war die Kasse noch nicht besetzt. Glück für uns, dass die Kassenfrau beschäftigt ist, als wir absteigen.
Zurück in der Unterkunft essen wir etwas, dann wird Martin vom Sandmännchen besucht und ich lese mein Buch weiter. Die Vermieterin schickt mich auf die Terrasse auf dem Hausdach mit einem tollen Ausblick auf die umliegenden Dächer und das Dorf.
An Nachmittag spazieren wir zum Strand und den Klippen und schauen den Wellen zu. Heute ist "mare mosso", unruhiges Meer, so dass nicht einmal die Tragflügelboote anlegen können. Das Dorf ist also noch ausgestorbener, da keine Tagestouristen vorbeikommen. Den ganzen Tag scheint die Sonne, aber durch die starken Winde ist es eher kühl.
Nach einer erfrischenden Dusche machen wir uns auf die Suche nach einer Pizzeria. Etwas versteckt werden wir fündig. Von aussen eher unscheinbar, aber innen hat das Restaurant einen hübschen Hof mit gedeckten Tischen. Die Pizzen sind sehr gut und wir sind dieses Mal auch nicht die einzigen Gäste.
Mit dem obligaten Gelato in der Hand stehen wir auf unserer Terrasse und bestaunen die Sternenvielfalt. Einfach unbeschreiblich! Mit immer noch gut gefülltem Magen ziehen wir uns in unser Zimmer zurück.

Auf der einsamen Insel

(Montag, 12. Oktober 2009)

Martin weckt mich um 6 Uhr, als der Zug auf die Fähre verladen wird und schleicht sich auch gleich nach oben auf das Deck. Ich räume mein Schlaflager, in dem ich eine unruhige Nacht verbracht habe. Martin kommt zurück und ich darf auch einen Blick auf das Meer und den Hafen von Messina werfen. Traumhaft!
Eine Stunde später treffen wir in Milazzo ein, wo uns auch schon ein Taxichauffeur erwartet und uns pünktlich zur Fähre bringt. Nach einer knapp einstündigen Fahrt legen wir in Vulcano an. Ausserhalb der Saison scheint hier nicht viel los zu sein. Wir spazieren in eine Seitenstrasse und finden in der Pension "La Giara" ein passendes Zimmer. Den Preis kann ich noch von
29 auf 25 Euro drücken;-)
Wir sind froh, endlich aus den Wanderschuhen zu kommen und ziehen auch kurze Hosen an. Das Badezeug wird eingepackt und schon sind wir wieder unterwegs auf Erkundungstour. Das kleine Städtchen wirkt wirklich verschlafen. Der Strand "Sabbia Nere" reizt dennoch zum baden. Bevor ich ins Wasser renne, entdecke ich glücklicherweise eine im Sand liegende Qualle. Martin findet weitere im Wasser und wir versuchen unser Glück einige hundert Meter auf der anderen Seite. Endlich im Meer! Es ist eher kühl, aber egal!
Wir spazieren gemütlich zurück und schlafen auf dem Bett ein. Zwei Stunden später ziehen wir jedoch nochmals los und landen auf den Klippen. Zwischen Vulkansteinen und Glasscherben achte ich bei jedem Schritt, dass keine Schlange vor mir liegt, während der feuchte, sandige Wind uns um die Ohren peitscht.
Es wird bereits dunkel. Die Suche nach einer offenen Pizzeria haben wir in der dunklen Stadt auf morgen verschoben und bleiben neben unserer Unterkunft im Restaurant "Il cratere". Das lang ersehnte Gelato gönnen wir uns dann aber auch noch an der Touristenstrasse. Der Wind hat zugenommen, Sand wird uns überallhin geweht, sogar einige Regentropfen sind gefallen.
Zurück im Zimmer diskutieren wir nochmals die Wetterlage. Der Taxixhauffeur versprach strahlenden Sonnenschein die ganze Woche. Die telefonierende Dame im Touristenbüro meinte "brutto, molto brutto". Unsere Vermieterin hat keine Ahnung und sagt, dass es sehr unschlüssig sei. Na toll;-) Wir lassen uns also überraschen.

Ab in den Süden

(Sonntag, 11. Oktober 2009)

Kaum zurück aus den Schweizer Bergen, haben wir unsere Sachen wieder gepackt und sind wieder unterwegs.
Kurz nach 11 Uhr verlassen wir Zürich im Zug. Vergebens hatten wir den Wagen Nr. 8 gesucht, in welchem unsere reservierten Plätze sind. Da dies aber ein Ersatzzug ist, wurde dieser Wagen weggelassen. Glücklicherweise hat es noch genügend Platz, denn wir haben ja auch das Essen für die nächsten 24 Stunden dabei und somit mit dem Fotomaterial (und Lesestoff!) viel Gepäck.
Der Zug von Lugano nach Milano ist besser besetzt, aber aus zeitlichen Gründen kämpfen wir uns nicht zu unseren Plätzen durch. Die Fahrt dauert ja nur eine Stunde.
In Milano centrale warten wir über eine Stunde neben unserem Haufen Gepäck auf den Anschlusszug, auf welchen ich mich schon von Anfang an freue: Die 16 Stunden nach Milazzo (Sizilien) werden wir in einem 2er Schlafabteil verbringen! Das kleine Zimmer ist schon fast luxuriös. Der Gang neben dem Bett ist zwar nur einen Meter breit, dennoch hat es einen Waschtrog im Eckschrank mit Handtuch und Hygienebeutel mit Taschentuch und Seife.
Die ersten Stunden verbringe ich lesend, während Martin aus dem Fenster blickt und die Landschaft mit der Karte auf dem GPS-Gerät vergleicht.
Zwischendurch machen wir uns immer wieder an unsere mitgebrachten Salate, Sandwiches und andere Köstlichkeiten.
Die Betten sind erstaunlich schnell gemacht, als es langsam dunkel wird. Als Martin mit seinem ersten Buch beginnt, verschlinge ich bereits die letzten Seiten meines Romans, der zwar langweilig begonnen hatte, dessen Ende mich aber dann noch lange beschäftigt (Der Schützling von Patrick Redmond). Wie erwartet wird uns dieses Buch also nicht weiter begleiten, sondern hoffentlich eine Reise unabhängig von der unseren beginnen.
In Florenz haben wir bereits eine halbe Stunde Verspätung und eine ziemliche Hitze in unserem Abteil. So werde ich schnell müde, als wir die vorbeifliegenden Ortschaften betrachten. Zu den Klängen meiner neusten Eroberung (ipod) schlafe ich ein, in voller Vorfreude auf das Meer...

Sonntag, 9. August 2009

Statistik

Diesmal nur eine kurze Statistik:

Total km während der Reise:
2'129

meistgefahrene km pro Tag:
318

Dies ist leider nicht sehr aussagekräftig, da die Strassen sehr unterschiedlich waren. Die Ringstrasse ist meistens geteert und in sehr gutem Zusand. Die "Strasse" durch die Ódádahraun Wüste dagegen ist mehr ein Weg zwischen Lavahügel hindurch um die kleinsten zum Überqueren zu finden.

Für das Benzin gibt es diesmal keine Statistik. Wahrscheinlich besser so, denn es war viel! ;-)

Fotos auf http://www.nuela.ch/fotoalbum/Island2009
und
http://www.picalbi.ch/

Montag, 3. August 2009

Heimreise

(Sonntag, 2. August 2009)
Frühmorgens klingelt der Wecker. Ich kann mich kaum vom Hotelbett trennen, so sehr habe ich es genossen, in einem richtigen Bett mit einer richtigen Decke zu schlafen. Leider war die Nacht nicht sehr lange, aber immerhin habe ich einige Stunden geschlafen.
Nach einer erfrischenden Dusche packen wir die letzten Sachen ein und treffen uns um halb 6 vor dem Hotel, wo wir von einem Taxi abgeholt und zum Flugplatz gebracht werden. Unsere Bedenken von wegen Gepäckgewicht scheinen unbegründet. Am Quick-Check-in können wir innert kürzester Zeit einchecken und unsere Rucksäcke selbständig auf das unbewachte Förderband legen; niemand interessiert sich für das Gewicht.
Auch den Security Check bringen wir innert Kürze hinter uns, so dass wir um 6 Uhr bereits im gesicherten Bereich frühstücken und die letzten Kronen loswerden (schliesslich werden die ja bald in Euro umgewandelt...).
Der Flug von Keflavik nach London verläuft problemlos. Unsere Zeit ist knapp, uns bleiben nur knapp zwei Stunden in London von Ankunft bis Ablug. In dieser Zeit müssen wir unser Gepäck abholen, das Terminal wechseln und neu einchecken. Stressig, aber machbar. Alle 4 Rucksäcke treffen in London ein, obwohl meiner mit Bier überschüttet wurde und nicht sehr angenehm riecht. Nach kurzer Tragzeit hat mein Pulli den Geschmack übernommen und ich hoffe, dass mich keiner der der Kontrolleure zwingt, meinen Rucksack aufzumachen und den Geruch zu erklären. Ich weiss nicht, wie schnell ich wieder alles in meinem Rucksack eingepackt hätte und ob ich wieder alles hineingebracht hätte. Aber es verläuft alles problemlos, wir erreichen unser Ablugsgate pünktlich. Wie immer, wird auch der Abflug in London verschoben und wir warten auf der Piste, bis wir drankommmen.
In Zürich erwartet uns gemäss Pilot nicht sehr gutes Wetter. Nach Reykjavik sind wir uns zwar viel Sonne gewöhnt, aber die Temperaturen in Zürich ohne Wind sind für uns doch sehr akzeptabel. Ich freue mich sehr, endlich wieder zu Hause zu sein.
Manu's Mutter holt uns ab und so erhalten wir einen Taxidienst bis nach Hause. Perfekt! Vielen Dank!
Jetzt heisst es auspacken, waschen und Tausende von Fotos anschauen und sortieren... Ich bin auch gespannt und werde bald mal eine Auswahl der besten Fotos präsentieren.

Sonntag, 2. August 2009

Die Reise geht zu Ende

(Samstag, 1. August 2009)

Wir werden von lärmenden Möwen geweckt, die sich um den herumliegenden Abfall unserer Nachbarn streiten. Da es aber eh schon spät ist und die Sonne das Zelt erwärmt, stehen wir auf. Wir haben jetzt. Wirklich ein riesen Glück mit dem Wetter.
Martin und ich machen uns auf ins Industriequartier der Stadt. Es ist nur 20 Minuten vom Zeltplatz entfernt. Die Läden haben da meistens erst ab 11 Uhr geöffnet am Samstag! Wir suchen uns das einzige Restaurant, das jetzt schon geöffnet hat und frühstücken erst mal. Leider macht der Fabrikladen von 66 Degree North auch nach 11 nicht auf. Erst später erfahren wir, dass auf den Westmännerinseln ein riesiges Festival veranstaltet wird und deshalb einiges in Reykjavik geschlossen ist.
Zurück beim Campingplatz sind Urs und Manu bereits beim Zelt abbrechen. Sie waren in der Zwischenzeit im Cafe beim botanischen Garten frühstücken.
Obwohl das Wetter super ist (oder gerade deshalb) ist unser Zelt etwas feucht vom Tau. In der Sonne trocknet es jedoch sehr schnell. Wir packen alles sehr gut ein, denn dies war die letzte Nacht im Zelt und es muss jetzt alles bis in die Schweiz halten.
Nach einem kurzen Abstecher zum Flughafen Keflavik wegen der Mehrwertsteuerrückerstattung, die wir aber erst beim Abflug zurückerstattet erhalten, fahren wir zum Flughotel in Keflavik. Das Auto muss vollständig geräumt werden und ich frage mich, wie das alles wieder in unsere Rucksäcke passen kann. Das aufgetankte, dreckige Auto lassen wir auf dem Parkplatz stehen, es wird später abgeholt.
In unseren schönen Hotelzimmern veranstalten wir ein Riesenchaos, bis schlussendlich alles verteilt und wieder eingepackt ist. Irgendwie muss es reichen, das Gewicht der Gepäckstücke sehen wir später...
Martin und ich wandern etwas durch das verschlafene Städtchen, in dem nichts los zu sein scheint. Immerhin finden wir einen Thailänder, der offen hat. Zu viert treffen wir uns hier zum Essen.
Anschliessend stossen wir im Irish Pub auf Helvetia an. Wir sind die einzigen, aber dies stört uns nicht.
Der Abend wird nicht lang bei uns. Wir sind alle etwas müde und ich freue mich auf zu Hause.

Samstag, 1. August 2009

Reykjavik

(Freitag, 31. Juli 2009)

Ich stehe früh auf in der Hoffnung, nicht (lange) anstehen zu müssen bei den drei Duschen für den ganzen Campingplatz. Leider sind sich nicht alle bewusst, dass sie nicht die einzigen sind und es dauert doch etwas länger.
Wir frühstücken noch das letzte Mal vor dem Zelt, packen unsere Sachen und laufen in den botanischen Garten, der gleich nebenan liegt. Inländische und ausländische Blumen und Pflanzen werden hier gezeigt.
Als nächstes steht die Perle auf unserem Plan. Etwas über der Stadt liegt dieses kugelförmige Gebäude und bietet einen guten Ausblick auf den angrenzenden alten Flughafen und die Stadt. Nach der ständigen Ruhe sind der leise Verkehrslärm, der Flugverkehr und auch die Touristen ein krasser Gegensatz.
Mit einem Glace und im T-Shirt spazieren wir weiter zu einer hellen Kirche, welche gerade renoviert wird. Wir werfen dennoch einen Blick ins Innere und auf die bekannte grosse Orgel.
Reykjavik ist meiner Meinung nach keine besonders imposante Stadt. Es hat vor allem in den Aussenquartieren viele heruntergekommene Häuser, aber bei allen ist noch viel grün zu sehen für eine so grosse Stadt. Unser Zeltplatz ist auch nur etwa zwei Kilometer vom Zentrum entfernt, liegt aber in einem riesigen Park.
Wir Frauen wollten schon länger shoppen, also suchen wir uns die Einkaufsstrasse und stürzen und nach einer Stärkung beim Mexikaner ins Getümmel. Schlussendlich werden alle fündig mit Shirts, Pullis und Mützen.
Ein weiterer Tipp, welchen wir von Bekannten erhalten haben ist das Volcano Kino. In zwei Stunden wird ein alter Dokumentarfilm über frühere Vulkanausbrüche und deren Auswirkungen gezeigt. Die Kameraführung ist beeindruckend, ich bezweifle, dass ich mich so nahe ans Geschehen gewagt hätte. Der Filmer selber steht auch hinter der Kasse und fragt uns, ob wir aus dem Bündnerland sind. Als wir die Region Zürich erwähnen, fragt er nach Zollikon. Es ist spannend zu sehen, was die Menschen von der Schweiz kennen.
Wir schlendern durch die Strassen und landen bei einem sympathischen Italiener fürs Abendessen. Bei Sonnenuntergang (ca. 22.15 Uhr) machen wir uns auf den Heimweg zum Zeltplatz. Vor uns liegt die letzte Nacht im Zelt.

Freitag, 31. Juli 2009

Baden im Bergbach mal anders

(Donnerstag, 30. Juli 2009)

Die Sonne scheint wohl schon stundenlang, als wir erwachen. In unserem Zelt ist es ungewöhnlich warm. Wir frühstücken in der Sonne und freuen uns über diesen warmen Tag.
Mit dem Auto fahren wir an den Rand des Dorfes, packen unsere Wander- und Badesachen und laufen los. Erst kommen wir wieder an verschiedenen heissen Töpfen vorbei, aus denen es qualmt und spritzt. Nach einer guten Stunde unterwegs sehen wir bereits die ersten Badenden. Etwas später sieht man deutlich, wie der Fluss dampft. Wir marschieren erst mal ganz nach oben, um den Gipfel und auf der anderen Seite, dem kalten Bach entlang wieder zurück. Ab der Stelle, wo diese beiden unterschiedlichen Gewässer zusammen fliessen, ist baden angesagt. Der erste Pool ist uns allerdings fast zu heiss (schätzungsweise über 40 Grad), wir gehen noch ca. 100 m weiter und finden den perfekten Pool. An der tiefsten Stelle ist es über einen Meter, am Rande schön abfallend. Damit auch genügend Wasser im Pool ist, wurde eine kleine Staumauer erstellt. Ein künstlicher natürlicher Badeteich sozusagen. Solche sind entlang des Baches noch einige zu finden, je nach Temperatur sucht man sich einen aus.
Nach kurzer Zeit erhalten wir Gesellschaft von einem älteren Schweizer Pärchen, das seit zwei Wochen an der Südküste unterwegs ist. Wir unterhalten uns prächtig und geniessen alle das warme Wasser (ca. 35 Grad).
Leider sind nicht alle so höflich wie wir Schweizer und fragen ob Gesellschaft erwünscht ist. Eine bunt gemischte Gruppe Reisender macht sich neben unserem Gepäck breit, zieht sich umständlich um und springt ohne einen Ton zu sagen in "unseren" Pool. So schnell kann eine traumhafte Szene zu Ende sein. Da die Sonne sich versteckt und wir eh schon länger im Wasser sind, überlassen wir ihnen kampflos das Feld.
Irgendetwas muss in dem Wasser gewesen sein, denn die Mücken verfolgen uns bis zum Auto. Sie stechen zwar nicht, sind aber koordinativ eher unbegabt und stossen so oft an unsere Köpfe. Die Sonne ist zurück, der Wind hat Pause und so erleben wir doch noch einen fast heissen Tag. Mit hochgekrempelten Hosen und im T-Shirt beenden wir die heutige Wanderung zeitig. Manu und ich nutzen die vermutlich einmalige Gelegenheit und schlüpfen in unsere Flipflops. Das hätten wir uns vor einer Woche nicht vorzustellen getraut.
Nach einem kurzen Glacehalt an der nächsten Tankstelle fahren wir weiter in den Süden bei traumhaften 19 Grad. Martin hat auf einer Karte nochmals einen Vogelfelsen entdeckt, den er sich gerne anschauen möchte. Wir werden bald fündig und entdecken einige Papageientaucher in den Klippen. Die Fotosession erweist sich nicht als einfach, da wir nicht wissen, wie gut der Klippenrand hält. Immer wieder sind Fels- und Grasflächen abgestürzt.
Wir schiessen einige gute Fotos von diesen niedlichen Tieren und machen uns auf den Weg in die Hauptstadt.
Der Campingplatz in der Stadt ist gross und für uns ungewohnt voll. In der hintersten Ecke finden wir ein freies Plätzchen für unsere zwei Zelte, sogar unser Auto hat in der Nähe Platz.
Das Essen hat ziemlich gut gereicht, wir haben nur noch einige Suppen übrig, der Rest wurde gekocht und gegessen. Somit haben wir einige Kilos weniger auf der Heimreise.
Nach dem Essen sehen wir uns den Sonnenuntergang am Strand an.
Über Umwege gelangen wir zurück zum Campingplatz. Dort treffen wir das Schweizer Pärchen von Skaftafell wieder. Auch die Schweizer von Askja sind hier. Auch sonst sind noch viele hier, die auch noch um Mitternacht ungewohnt viel Lärm machen. Wir sind wieder in der Zivilisation angekommen.

Donnerstag, 30. Juli 2009

Naturgewalten und historische Plätze

(Mittwoch, 29. Juli 2009)

Der Regen hat über Nacht aufgehört, es ist auch wärmer geworden. Martin und ich gehen beim Hotel duschen, eine Wohltat.
Frühstücken können wir draussen, es gibt heisse Schokolade (mit Milchpulver).
Anschliessend schnappen wir unsere Kameras und gehen zu den Touristen, die sich um den Geysir Strokkur aufgestellt haben. Ich versuche, die Blase, die sich vor der Explosion bildet, zu fotografieren, was nicht so einfach ist.
Immerhin werden wir nicht nass, wie andere um uns herum.
Viele Fotos später gönnen wir uns einen kleinen Imbiss in der Cafeteria. Da taucht plötzlich die Sonne auf und zieht die Jungs mit den Kameras wieder zum Geysir. Manu und ich brechen die Zelte ab, wir schwitzen schon fast bei warmen 15 Grad. Das Wetter meint es doch noch gut mit uns.
Unsere nächste Station ist Thingvellir, das in Island von grosser Bedeutung ist. Der mittelatlantische Rücken ist nicht so gut sichtbar wie andernorts, aber die Schlucht soll jählich 8 mm auseinanderdriften.
Gesetze wurden hier am Lögberg gesprochen, auch andere wichtige Entscheidungen wie der Beitritt zum Christentum wurden hier gefällt. Aber nicht nur die gesetzgebende Versammlung tagte hier, sondern auch Hinrichtungen fanden hier statt.
Wir schlendern den Pfaden entlang, die an Seeufern vorbeiführen und uns auf die Basaltmauern bringen. Die Aussicht über die kleinen Seen und das weite Land ist imposant. Etwas weiter vorne bietet der Öxarárfoss, ein künstlich entstandener Wasserfall, einen schönen Blick und das abfliessende Bachbett sieht aus, als ob es Feen und Trollen beherbergt. Wir geniessen den Ausblick, vor allem auch, weil es hier wieder grüner ist und auch (kleine) Bäume hat.
Während der Weiterfahrt beginnt es zu regnen. Manu und ich schlafen ein und erwachen beim Campingplatz in Hveragerði. Der ist ziemlich klein, aber hat genügend Platz für uns. Wir stellen unsere Zelte unter einer Birke auf und kochen Abendessen. Heute gibt es drei Gänge: Tomatensuppe, Curryreis und Salat. Uns geht es gut! Vor allem, als gegen Ende des Essens die Sonne sich zeigt, ist der Abend für uns perfekt.
Nach dem Abwasch spazieren wir durch die verlassenen Strassen dieser Ortschaft, wo sich alte Häuser an topmoderne Liegenschaften reihen. Das geothermische Gebiet ist gut abgeriegelt und bereits verschlossen. Wir wandern etwas den Berg hinauf, geniessen die unglaubliche Farbenvielfalt in der nordischen Abendsonne und schiessen fantastische Fotos.
Der Wind wird wieder stärker, aber für morgen ist Sonne angesagt. Das wäre gut für unseren morgigen Plan. Aber erst mal geniessen wir die Wärme in unseren Zelten.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Regen in Island

(Dienstag, 28. Juli 2009)

Nach einer wunderbar warmen Nacht im halbdunklen Schlafzimmer erwache ich ein einem richtigen Bett. Der Weg zur Dusche ist kurz und warm. Es tut sehr gut!
Wir frühstücken noch im Zimmer, packen unsere Sachen wieder und verlassen das warme Dach über dem Kopf wieder.
Draussen ist immer noch alles grau und etwa 8 Grad. Nach kurzer Fahrtzeit beginnt es zu regnen. Wir verlassen die Ringstrasse Richtung Kjölur. Die Ringstrasse (Nr. 1) führt rund um Island herum und ist die best ausgebaute Strasse. Wir haben uns schon länger für einen Weg durch das Hochland entschieden. Sprengisandur ist die grössere, schlechtere Durchquerung.
Daher fahren wir via Kjölur auf einer meist akzeptablen Strasse.
Beim ersten Stopp erreichen wir Hveravellir, ein weiteres geothermisches Gebiet. Schon von Weitem sehen wir Menschen in einem warmen Pool. Einige tragen Wollmützen, aber das Wasser wird schön warm sein. Wir, ausgerüstet mit Regenhosen und -jacken, wandern auf Holzstegen von einem sprudelnden Topf zum Türkis Pool und weiter zu den dampfspeienden Löchern. Es ist immer wieder faszinierend, sowas zu sehen. Am liebsten hätte ich eine solche heisse Quelle in unserem Badezimmer;-) Wir fahren weiter auf der holprigen Strasse, weichen entgegenkommenden Autos aus und halten kurz für einige Fotos. Der leichte Regen will allerdings nicht mehr aufhören. Aber der war ja statistisch gesehen schon lange überfällig auf unserer Reise.
Für einen Abstecher nach Kerlingarfjöll verlassen wir unsere Strecke und erreichen nach kurzer Zeit einige versteckte Häuser. Wir folgen dem Fluss zu Fuss und sind begeistert von diesen Farben: Moose und Gräser in allen Grüntönen, braunrote Steine, die violette, goldige und gelbe Flecken zeigen und ein oranger Fluss, der die Farbe der Steine angenommen hat. Unsere Fotografen finden hier genügend Sujets. Gemütlich spazieren wir zum Auto zurück, ziehen die Regenkleider aus und gönnen uns einen süssen Zvieri.
Da das Wetter nicht so toll ist, entscheiden wir uns, weiterzufahren in der Hoffnung auf wärmere Temperaturen. Was uns langsam aber sicher nervt ist der obere Kofferraumdeckel. Wenn die Strasse zu holprig ist (was ja hier oft vorkommt), öffnet sich der Deckel automatisch und wir müssen aus dem warmen Auto nach hinten um ihn wieder zu schliessen. All dies hält Manu nicht davon ab, im Auto zu schlafen. Ich habe mich am Morgen von ihr anstecken lassen, es hat gut getan;-) Nach einiger Zeit erreichen wir die nächste Attraktion, den Gullfoss. Dies ist ein Wasserfall, der erst über kleinere Stufen 11 m hinabstürzt und danach über eine Höhe von 21 m in eine Schlucht fällt. Im Schnitt fliessen hier 103 m2 pro Sekunde, momentan sind es knapp 190 m2, aber der Rekord liegt bei 2'000 m2 pro Sekunde. Da es sowieso regnet und überall Wasser hat, fahren wir weiter.
Unser Nachtlager schlagen wir in unmittelbarer Nähe des Geysirs auf. Es regnet immer noch leicht, daher müssen wir uns beeilen mit Zelt aufstellen.
Unseres wird von innen nach aussen aufgestellt, das heisst, wir müssen das Innenzelt zuerst aufstellen und dann erst das Aussenzelt darüberspannen. So wird zwar das Innenzelt nass, aber unser Zelt ist aus wasserabweisendem Material und absolut dicht, daher kein Problem. Beim Zelt von Manu und Urs wird erst das Aussenzelt aufgespannt und das Innenzelt eingehängt. Da sie auch das grössere Vorzelt haben, essen wir bei ihnen im Trockenen.
Der Campingplatz gehört zu einem Hotel, das auch noch heisse Pools zur Verfügung hat. Manu und Urs nutzen dieses Angebot und wärmen sich auf.
Martin und ich gönnen uns ein Stück Schokoladenkuchen und machen uns auf die Jagd nach guten Fotos.
Bei diesem geothermischen Gebiet ist der ursprüngliche Geysir zu finden, der der Wasserfontäne weltweit seinen Namen gegeben hat. Leider eruptiert er nicht, während wir da sind. Gemäss Reiseführer sollte er dies "hin und wieder" tun, was auch immer das heissen soll. Der kleine nebenan, Strokkur, spritzt etwa alle fünf Minuten in die Höhe und eignet sich daher besser als Fotosujet. Die warmen Pools darum herum sehen traumhaft aus. Von Türkis bis tief Blau mit Höhle und Münzen ist alles zu finden. Wir geniessen das Spektakel eine Weile und kriechen dann ins Zelt, um beim Klopfen des Regens aufs Zeltdach einzuschlafen.

Dienstag, 28. Juli 2009

Mit Island Pferden durch den Wind

(Montag, 27. Juli 2009)

Es windet und wir tun uns immer schwerer, aus dem Schlafsack zu kriechen.
Die Ruhe an unserem Plätzchen ist traumhaft. Wir frühstücken gemütlich bei einigen Sonnenstrahlen und packen unsere Siebensachen.
Als im Jahre 1000 beschlossen wurde, dass Island (oder zumindest diese Region hier) zum Christentum übertreten soll, wurde die heidnischen Götterstatuen in den Goðafoss geworfen. Der Wasserfall der Götter ist breit, aber nur 12 m hoch. Gemeinsam mit anderen Touristen halten wir am Aussichtspunkt für einige Fotos.
Der nächste Halt ist in Vermahlíð. Manu hat eine Reittour für uns gebucht, wenn wir schon mal in der Heimat der Island Pferde sind. Martin und ich sind beide noch nie richtig geritten, Urs und Manu haben etwas Erfahrung.
Bei einer Österreicherin, die hier ihre Sommerferien verbringt, erhalten wir die bereits gesattelten Pferde: Manu auf Musa, Urs auf Blacky, ich auf Dilah und Martin auf einem, dessen Namen er sich nicht merken kann. Schon beim Losreiten gehorcht Musa nicht und Manu tauscht mit Thessi, der Leiterin, und reitet mit Blacky weiter. Wir durchqueren einen seichten Fluss, üben in einer Kolonne zu gehen und reiten Tölt. Dies ist ein spezieller Laufstil, den nur die Isländer kennen. Angeblich soll der sehr bequem sein, dennoch reagiert mein Magen empfindlich beim holprigen Laufstil von Dinah. Als wir auch noch in der Nähe des Heimhofes meines Pferdes vorbeikommen, reagiert sie gar nicht mehr auf meine Anspornversuche und ich gebe sie an Thessi weiter. Musa hat sich in der Zwischenzeit gut beruhigt und es klappt prima. Gegen Ende durchqueren wir den letzten Bach und reiten wie der Wind zur Weide zurück. Manu wäre gerne noch länger unterwegs gewesen, sie ist begeistert vom Tölt. Mir reichen diese zwei Stunden, die wir doch problemlos überstehen. Es ist interessant, mal diese Art des Reisens und des Sports kennenzulernen, aber Martin und ich bleiben bei den herkömmlichen Mitteln;-) Im Infozentrum empfiehlt uns eine Dame eine Wohnung, etwas weiter entfernt.
Wir nehmen dieses Angebot in diesem Wind dankend an!
Nach guten 20 Minuten Fahrt erreichen wir ein idyllisches Holzhaus, mitten in einer landschaftlichen Umgebung. Für uns ist eine kleine Wohnung mit zwei Zimmern reserviert. Es hat eine kleine Kochnische mit richtigen Herdplatten und richtigem Besteck. Wir können diese Nacht auf richtigen Betten schlafen ohne einen Gedanken an Kälte verschwenden zu müssen!
Nach einem üppigen Mahl mit viel Fleisch für die Herren sitzen wir lange beisammen und quatschen über Gott und die Welt bis nach elf Uhr. Jetzt können wir dies ohne zu frieren. Und draussen ist es immer noch nicht dunkel. Aber es wird knapp 8 Grad sein und vermutlich immer noch ziemlich windig. Meiner Motivation tut es sehr gut, mal so richtig zu erholen und einfach zu geniessen. Ich glaube, auch die anderen freuen sich auf eine ruhige, erholsame Nacht und die morgendliche warme Dusche gleich nebenan.

Montag, 27. Juli 2009

Erholung pur

(Sonntag, 26. Juli 2009)

Leiser Regen weckt uns. Wir respektieren den Sonntag und kommen erst nach 9 Uhr aus dem Zelt. Kurz darauf hat der Regen schon wieder aufgehört.
Wir fahren zum Naturbad und gönnen uns eine lange Entspannung im warmen Wasser. Der Aussenpool ist gefüllt mit einer hellblauen, undurchsichtigen Flüssigkeit, die vom Rand hineinfliesst. Je nach Position ist die Wassertemperatur von eher kühl bis siedend heiss. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Sauna und im Dampfbad verlassen wir den Pool nach gut 2 Stunden wieder. Wir gönnen uns ein Mittagessen im dazugehörenden Restaurant. Das Beste dabei ist, dass wir sitzend am Tisch essen können und dabei noch sehr warm haben! Wir erfreuen uns an kleinen Dingen!;-)
Die nächste Station ist der Námafjall, den wir von Hverir aus besteigen. Die Farbenpracht von gelb und braun bis grün in den verschiedensten Tönen ist unbechreiblich. Unten sehen wir rauchende, zischende und brodelnde Schlammlöcher und fotografieren die vielen Blubbs. Aus Erdlöchern qualmt heisser stinkender Dampf, der im Gesicht brennt, wenn man zu nahe ran geht. Wir lassen uns die Gelegenheit für ein interessantes Portrait dennoch nicht entgehen.
Auf der Suche nach einer Grotte parken wir neben einer grossen Spalte, bei der eine grosse Steinwand über mehrere Hundert Meter abgebrochen ist. Wir bereiten uns auf eine längere Wanderung vor bis wir merken, dass die Grotte auf der anderen Seite des Parkplatzes ist. In der Grotte befindet sich ein ca. 50 Grad heisser Pool. Wir spüren noch die Wärme des Naturbades und verzichten auf diesen Tümpel.
Wie beim Reykjnesrücken ist auch hier der Spalt zwischen den beiden Kontinentalplatten. Weil hier die Brücke fehlt, zeigen wir uns von unserer akrobatischen Seite und machen selber Brücken über diesen schmalen Spalt.
Der nächste Halt ist mitten im Grünen am Ufer des Mývtn, von wo aus wir auf einem kleinen Spaziergang Lavasäulen fotografieren. Am Boden liegen Tausende Mückenlarven, in der Luft schwirren auch einige umher. Es sind zum Glück nicht so viele, wahrscheinlich mögen sie die Kälteperiode auch nicht besonders. Angeblich sollen es eh keine Stechmücken sein.
Hier in Mývatn sind Pseudokrater zu bewundern, die entstanden, als heisse Lava unter Wasser explodierte. Erst beim zweiten Halt können wir auf dem Rand eines solchen Kraters entlang wandern. Ich habe es mir spektakulärer vorgestellt, denn die Krater sind bereits mit Gras bewachsen.
Zurück beim Zelt beobachten wir ein Ultraleichtflugzeug und eine Cessna, welche vom nahe gelegenen Flugplatz starten.
Wir haben heute lange geschlafen, sind dafür auch spät zurück beim Zelt.
Aber die Wärme vom Baden (oder mindestens die Gedanken daran) wärmen uns auch noch im Schlafsack.

Sonntag, 26. Juli 2009

Umringt von Lavaströmen

(Samstag, 25. Juli 2009)

Mit Thermowäsche und Mütze im Seidenschlafsack und den Schlafsack gut zugezogen haben wir die Nacht gut überstanden. Morgens soll es ca. 0 Grad sein, aber es geht kein Wind und die Sonne scheint. Ein neuer wunderschöner Tag wartet auf uns.
Wir plaudern noch etwas mit den Schweizern neben uns, die vier Monate unterwegs sein werden. Sie geben uns Tipps für Myvatn und wir ihnen die Koordinaten des warmen Aussenpools von gestern.
Die Männer packen ihre Sachen und wandern los. Sie werden ca. 8 km über die Bergkette laufen. Wir Frauen brechen die Zelte ab, packen das Auto und Manu fährt vom Camping Drekagil zum oberen Parkplatz bei Vití. Besonders freuen wir uns, dass auch auf dieser Strecke zwei kleine Furten sind. Von da oben aus marschieren wir eine halbe Stunde über schwarze und rote Vulkansteine bis wir Öskjuvatn erreichen. Neben diesem grossen See hat es in einem Krater noch einen kleinen Schwefelsee, in dem man baden kann (ca. 27 Grad).
Wir machen uns jedoch auf in Richtung Bergkette um unseren Jungs entgegenzulaufen.
Ich fahre die Strecke zurück bis zum Camping, auch durch die zwei kleinen Bäche hindurch. Es macht Spass, mal am Steuer zu sitzen, aber sich rumkutschieren lassen ist auch sehr gut.
Die Fahrt geht weiter durch Ódáðahraun, das Lavafeld der Missetäter. Es erstreckt sich über Tausende Quadratkilometer und ist die grösste Wüstenregion Europas. Früher hatten sich hier Gesetzlose versteckt und nicht selten Reisende überfallen. Heute machen wir uns keine Sorgen darum. Erst durchqueren wir eine Lavawüste, in der sich der Weg um die grossen Brocken schlängelt. Als nächstes kommt eine Sandwüste, bei der wir auch etwas schneller (ca. 60-80 km/h) fahren können. Unterwegs sind noch zwei grössere Flussdurchquerungen zu bewältigen. Bei der ersten schlüpfe ich in meine Wasserschuhe, kremple die Hosen hoch und wate durchs kalte Wasser.
Schliesslich will unsere Überfahrt auch auf Video belegt sein. Bei der nächsten Furt wieder das gleiche Spiel mit dem Fotoapparat, da man Videos ja nicht ins Fotoalbum kleben kann;-) In der Zivilisation angekommen sind wir mitten im touristischen Hochland.
Das Gebiet um den Mývatn (dt. Mückensee) liegt auch auf dem Spalt zwischen den zwei Kontinentalplatten und ist daher vulkanisch sehr aktiv. Wir besichtigen in Krafla erst ein Kraftwerk und marschieren dann über die Pfade zwischen erkalteten Lavaströmen und dampfenden Erdspalten hindurch.
Es ist schon Essenszeit und wir haben den ganzen Tag nichts Richtiges gegessen. Der zweite Campingplatz ist perfekt für uns. Leider sind die Hütten alle ausgebucht, dabei wollten uns die Jungs damit überraschen, weil wir Mädels so tapfer in Askja durchgehalten haben.
Wir suchen uns den Platz aus ganz oben auf dem Campingareal mit der besten Aussicht auf das Gebiet. Während Manu kocht, stellen wir drei anderen die Zelte auf.
Wir essen mindestens beim Abendessen warm von unserem Benzinkocher. Zum Frühstück gibt es jeweils Brot (Toast), Butter, Käse und Aufschnitt. Dazu frischen heissen Tee, den wir auch in die grossen Thermosflaschen abfüllen, so dass wir den ganzen Tag etwas Warmes haben. So sind wir bestens gewappnet für dieses Klima;-) Die Sonne scheint nach einem wechselhaften Tag wieder am Abend, aber auch der Wind bläst noch. Zum Glück sind unsere Zelte winddicht.
Wir planen, morgen in dieser Gegend einiges anzuschauen und werden daher die Zelte einen Tag stehen lassen.

Samstag, 25. Juli 2009

Per 4x4 zum geheimen Ort

(Freitag, 24. Juli 2009)

Ich habe mich schon so sehr an den Urlaub gewöhnt, dass ich den Wecker nicht mal höre;-) Da wir heute eine lange Tour über ungewisse Strassen vor uns haben, wollen wir früh los.
Das Wetter meint es immer noch sehr gut mit uns, wir frühstücken an einem sonnigen Platz.
Nach einem kurzen Halt bei einer Staumauer verlassen wir die guten Strassen und fahren ins Nirgendwo. Von Freunden haben wir einen Tipp erhalten, wo ein wunderschöner heisser Pool versteckt ist.
Wir fahren über unbefestigte, steinige Strassen quer durch eine graue Steinwüste. Entlang der kleinen Flüsse hat sich eine grüne Landschaft gebildet. Wenige Autos begegnen uns in dieser weitläufigen Einöde.
Plötzlich stehen wir vor der ersten Furt, das heisst die Strasse führt durch den Fluss. Die Aufregung ist gross, aber vergebens. Die 30 cm Tiefe ist im Auto kaum zu spüren.
Endlich erreichen wir den geheimen Ort, auf dem wir uns schon von Anfang an freuen. Es stehen bereits drei grosse Autos mit deutschen Kennzeichen da, aber sie machen uns bereitwillig Platz. Der Bach ist bereits sehr heiss, doch der Pool, der unten am Wasserfall liegt ist glücklicherweise leicht kühler. So springen wir wie Gott uns schuf ins lang ersehnte Nass und wärmen unsere Körper auf. Die Aussicht auf den abfliessenden eiskalten Bach, der gleich daneben liegt, ist fantastisch! So einen Ausblick hatte ich beim Duschen noch nie!;-) Manu's Kollege hat sogar noch eine Nachricht an uns versteckt, unglaublich!
Frisch gewaschen picknicken wir und fahren weiter. Unterwegs erwarten uns wieder mehrere Furten, die glücklicherweise nicht sehr tief sind.
Respekteinflössend sind sie allemal, besonders die mit 6 m Breite und guter Strömung, auch wenn sie nicht sehr tief ist.
Wir fahren auf Waschbrettpisten durch Sandwüsten, wo noch vereinzelte Grasbüschel wachsen. Weiter geht es durch eine Lavawüste, in der der Weg auch über die sonderbaren Steinsformationen führt. Entgegenkommende Autos sehen wir von Weitem an der Staubwolke, die hintendran aufgewirbelt wird.
Nach stundenlangem Fahren, teilweise sogar im Schritttempo, erreichen wir Askja mitten in der Steinwüste. Der Wind bläst kalt, dennoch sind viele Camper hier. Wir müssen bemitleidenswert aussehen, denn der Koch einer grossen Gruppe Franzosen bietet uns Reste an. So gibt es zu unserem Tomatenrisotto noch Hackfleischeintopf.
Während dem Essen (auf dem Steinboden hinter dem Auto, nicht wie die Franzosen in einem geheizten Zelt) beginnt es leicht zu graupeln. Die Temperaturangabe erübrigt sich somit, ich sage nur, es ist ****kalt. Aber wir sind gut ausgerüstet und tragen viele Schichten übereinander.
Neben uns sind Schweizer, die bereits zum vierten Mal hier sind, aber es noch nie so kalt hatten. Andererseits haben wir in der Woche, die wir schon fast hier sind, kaum Regen gehabt. Es stellt sich nun die Frage, was besser ist;-)
Auf unserem Verdauungsspaziergang durch die Schlucht, die leider doch nicht windstill ist, bin ich mal wieder froh, habe ich neue Wanderschuhe. Mit denen kann ich fast problemlos überall durchlaufen! Hinten in der Schlucht ist ein Wasserfall, der mit dem Moos etwas Farbe in dieses Grau bringt. Wir werfen Bimssteine ins Wasser und verfolgen sie bis zum Ausgang. So wärmen wir uns auf, um nicht frierend in den Schlafsack kriechen zu müssen.
Martin erwartet eine Nacht unter Null, also lege ich mich in der Thermowäsche ins Zelt und lausche dem Graupel, der auf unser Zelt fällt.

Freitag, 24. Juli 2009

Wieviel Benzin kann ein Auto verbrauchen?

(Donnerstag, 23. Juli 2009)

Ich erwache spät (ca. 8 Uhr) in unserem wunderbar warmen Zelt. Martin hat sich bereits um 6 Uhr mit der Kamera herausgeschlichen und noch einen Seehund entdeckt.
Wir frühstücken vor der imposanten Kulisse und bemerken die Bewegungen der letzten Nacht. Immer wieder sind Eisbrocken abgebrochen. Ganze Formationen bewegen sich auf dem Wasser. Die Nacht war wohl sehr kalt, denn es hat sich an manchen Stellen eine dünne Eisschicht auf dem Wasser gebildet. An das konstante Plätschern haben wir uns schon gewöhnt. Da die Eisbrocken schmelzen, tropft es stetig. Da es ja Hunderte solcher Brocken sind, klingt das Tröpfeln wie ein plätschernder Bach.
Schnell ist alles zusammengepackt und wir machen uns auf den Weg zum Auto.
Wir sind immer noch nicht sicher, ob campen hier überhaupt erlaubt ist und sind deshalb eher vorsichtig. Für uns ist es jedoch selbstverständlich, dass wir alles wieder mitnehmen und unsere Anwesenheit nicht im Nachhinein bemerkt wird.
Weiter geht es in Richtung Nordosten. Unterwegs kommen wir wieder an vielen Velofahrern vorbei, die mit dem ganzen Gepäck über die Insel fahren. Ich bin beeindruckt ab der starken Leistung, nicht nur wegen der zum Teil sehr starken Winde.
Ganze Farmen sind hier zu finden. Wir fahren oft an Traktoren und anderen Agrarmaschinen vorbei, die Heu rollen und mit weissem und schwarzem Plastik einpacken. Wir fühlen uns fast wie zu Hause;-) Nach einem Mittags- und Einkaufshalt nehmen wir eine Abkürzung, die sich als gut erweist. Nur leider verbraucht unser Auto mehr Benzin als wir angenommen haben, daher wird es langsam knapp. Glücklicherweise reicht es problemlos und wir erreichen Hallormsstadur ohne ungewollten Zwischenhalt.
Der Campingplatz ist hübsch am See gelegen. Nach dem Aufbau der Zelte entscheiden wir Frauen uns aus Temperaturgründen für einen Umzug an eine sonnigere Stelle. Zum Abendessen gibt es Hamburger, so richtig im Brot mit Saucen und Käse. Auf dem Benzinkocher klappt das wunderbar.
Wegen der Kälte legen wir uns wieder früh ins Zelt, im Schlafsack ist es (nach einer Auswärmzeit) schön warm.
Morgen sollen wir an der ersten heissen Quelle vorbeikommen, falls wir mit dem Auto durch den Fluss kommen;-)

Donnerstag, 23. Juli 2009

Gletscherlagune Jökulsarlon

(Mittwoch, 22. Juli 2009)

Wieder scheint die Sonne, als wir uns frühmorgens aus dem Zelt wagen. Der Wind kühlt aber immer noch stark, dennoch haben wir bislang grosses Glück mit dem Wetter.
Die heutige Station heisst Jökelsarlon, also noch näher am Gletscher und am Eis. Die Lagune ist ca. 26 km2 gross und zum Teil über 200 m tief. Sie beginnt unter der Gletscherzunge und zieht sich fast bis zum Meer hin. Der kürzeste Fluss Islands (1500 m) führt dann direkt ins Meer. Die Eisbrocken, die vom Gletscher abfallen, bleiben einige Jahre im See, schmelzen langsam und landen schlussendlich im Meer.
Für verschiedene Filme und Werbespots bot diese Lagune eine interessante Kulisse. Bei James Bond "Die Another Day" wurde der kleine Zufluss, der Salzwasser in die Lagune spült, gestaut, so dass alles gefror und eine Verfolgungsszene auf dem Eis gedreht werden konnte.
Ganz touristisch melden wir uns für eine Fahrt auf dem Amphibienfahrzeug auf der Lagune an. Dabei erzählt uns eine isländische Blondine einiges über den See und die Umgebung. Zum Beispiel dass der tiefste Punkt im See der tiefste Punkt von ganz Island ist. Etwa 14 km daneben ist der höchste Berg Islands, der etwa 2110 m vor uns aufragt. Das Eis ist durch den Druck und die Masse des Gletschers stark komprimiert und würde sich super für eine Cocktailparty eignen, da es langsamer schmilzt. Sie zerbricht einen solchen kleinen Eisblock und lässt uns 1000 Jahre altes Eis probieren. Es schmeckt kalt;-)
Wir setzen uns ans Ufer und essen gemütlich eine Suppe. Die warme Sonne lädt zum Geniessen ein und so dösen wir einige Zeit. Ein Platz zum Campen ist auch schnell gefunden, etwas abseits der Touristen, aber noch knapp in Reichweite der Überwachungskamera;-) wir schlagen die Zelte etwas erhöht am Ufer der Lagune auf mit einer traumhaften Aussicht!
Nach dem Abendessen spazieren wir dem See entlang um uns aufzuwärmen und die skurilen Eisformationen anzuschauen. Ein Kopf schaut aus dem Wasser, einer der ca. 80 Seehunde zeigt sich, taucht aber wieder unter und versteckt sich.
Das Wetter macht Kapriolen, der Wind dreht sich alle fünf Minuten und so lassen wir uns überraschen. Die Abendsonne nach kurzem schwachem Regen beleuchtet die Eisberge wunderschön. Unsere Fotografen können nicht genug davon kriegen.
Trotz der Gletschernähe und dem teilweise kalten Wind, der über den See kommt, ist es nicht zu kalt im Zelt. Und der Schlafsack wärmt sehr gut.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Wanderung auf den Kristinartindar (1126 m.ü.M.)

(Dienstag, 21. Juli 2009)

Frühmorgens, als auf dem Campingplatz noch alles ruhig ist, brechen wir auf für unsere Tageswanderung. Ziel ist der grössere Gipfel Kristinartindar, von welchem man auf den Gletscher sehen kann. Das sind gemäss Buch 1026 Meter nach oben.
Wir beginnen mit einem Umweg zum Svartifoss, einem Wasserfall der nicht durch seine Grösse und Wassermenge besticht, sondern mit seiner Umgebung.
Das Wasser fällt hier über Basaltsäulen, die wie Orgelpfeifen aufgereiht sind. Dies ist wohl eines der bekanntesten Bilder Islands und auch in natura sehr schön anzuschauen.
Weiter geht es über eine lange Hochebene, die Steinfelder, Wiesen und durch kleine, mannshohe Wälder innert kurzer Zeit bietet. Von der nächsthöheren Ebene zeigt sich bereits ein fantastischer Ausblick auf einen Seitenarm des Gletschers Vatnajökull. Von einem anderen Arm sehen wir das Gletscherwasser durch die Talebene fliessen. Von hier aus ist gut zu erkennen dass, was wir gestern für Dunst hielten, tatsächlich aufgewehter Sand ist. Weit und breit sehen wir keine Menschenseele. Ein Gefühl der Einsamkeit kommt auf.
Wir setzen unseren Weg in Richtung Gipfel fort. Die letzten 500 Höhenmeter unter dem Gipfel unterscheiden sich nur durch den kaum sichtbaren Pfad von einer Geröllhalde. Auf dem Sattel, etwa 100 m unter dem Ziel, bläst der Wind mit einer Stärke von geschätzt 100 km/h an uns vorbei. Wenn ich aufspringen würde, würde ich einige Meter weiter wieder landen. Solche Winde habe ich noch nie gespürt. Zum Glück sind wir mit Faserpelz, Softshell, Mütze und Handschuhen gut ausgerüstet.
Die letzten Meter vor dem Gipfel sind noch windiger als zuvor, der Weg steinig und schwer. Wir kämpfen uns tapfer bis zum Ziel, als Motivation den Ausblick und das Zielfoto vor Augen.
Und plötzlich, nach eine kleinen Schneefeld, sind wir oben angekommen. Die Aussicht in alle Himmelsrichtungen ist atemberaubend. Gletscherarme in Tälern, eisbedeckte Bergspitzen und steinige Flusstäler soweit das Auge reicht. Die ganzen Mühen haben sich gelohnt!
Knapp unter dem Gipfel suchen wir uns ein windgeschütztes Plätzchen und wärmen uns mit heissem Tee und warmer Minestrone auf (Thermoskannen sei Dank!). Bei 2 Grad Temperatur und klammen Finger ist dies auch wirklich nötig.
Gestärkt machen wir uns auf den Abstieg. Dabei muss ich mir immer wieder sagen, dass dies meine SOMMERferien sind. Bei diesem Wind und der Kälte vergesse ich das leicht.
Die Pfadiausflügler haben sich mittlerweile auch auf den Weg gemacht, wir treffen sie beim Abstieg auf der nichtendenwollenden Hochebene. Sie gehen allerdings nicht weiter hinauf, Vereinzelte fragen jedoch bei uns nach.
Der Abstieg zieht sich hin und bietet aufgrund der kargen Landschaft kaum Schutz für eine Frau, die zu viel Tee getrunken hat. Aber auch das klappt dann mal;-). Schlussendlich kommen wir genau beim Zelt unten an. Die frische Brise an den nackten Füssen zu spüren ist in diesem Moment unbezahlbar. Wir legen uns in die Sonnenstrahlen, die sich jetzt zum ersten Mal des Tages zeigen und geniessen Süssigkeiten.
Da wir alle eher erschöpft sind und so schon fast einschlafen, essen wir mal wieder pünktlicher und kurz nach acht liegen schon drei im Bett. Nur Martin nutzt das immer besser werdende Wetter und macht sich noch auf die Suche nach Nahaufnahmen vom Gletschersee, welchen wir von oben gesehen haben.

Dienstag, 21. Juli 2009

Wasserfälle und Vogelfelsen

(Montag, 20. Juli 2009)

Strahlender Sonnenschein weckt uns. Es dauert aber einige Zeit, bis wir dies realisieren. Die Dusche mit heissem Schwefelwasser wirkt Wunder und so sind wir kurze Zeit später mit vollem Magen und gepacktem Auto auf dem Weg oben an den Wasserfall. Eine traumhafte Kulisse bietet sich uns und ein ganzer Regenbogen zeigt uns den Weg zum Schatz, der einer der ersten Siedler hier versteckt haben soll.
Am Fusse des Wasserfalles sind wir froh um die Regenkleidung, so können wir nahe ans Wasser. Die Gischt ist so intensiv, dass der Regenbogen teilweise sogar ganz rund ist. Ohne Weitwinkelobjektiv ist dies aber nicht einzufangen;-)
Wir besichtigen noch einen kleinen Wasserfall gleich daneben, der von den meisten Touristen gar nicht gesehen wird. Der kurze Weg dem Bach entlang führt uns wieder durch ein Märchenland, wir können fast nicht genug davon kriegen!
In Vik können wir endlich unseren kaputten Reifen flicken lassen, das kostet uns zum Glück nur gut 30 Fr. Neben uns hat ein Bündner VW das gleiche Problem, allerdings sind sie schon länger unterwegs.
Wir lassen das Auto stehen und marschieren steil die 170 m hohen Klippen hoch. Vorne am Meer segeln die Möwen durch den starken Wind, wir jagen sie mit unseren Linsen. Nur die Papageientaucher bleiben eher bei den Vogelfelsen, die etwa 100 m vor uns im Meer stehen. Sie bieten den zahlreichen Vögeln gute Nistplätze. Schliesslich gelingt doch noch ein Schnappschuss eines solchen erfolgreichen Jägers und wir treten den Abstieg an.
Die Temperatur wäre nicht so schlecht, wenn nur der Wind nicht wäre. Ich bin froh, habe ich mir noch eine gute Softshelljacke gekauft, die den Wind sehr gut abhält. Trotzdem kühlen unsere Körper eher aus und erhitzen sich plötzlich, wenn wir im windstillen sind. Hauptsache, es regnet nicht, denn das Wetter hat sich stark verdunkelt, seit wir in Vik sind. Die Sonne ist weg, die Wolken ziehen schnell am Himmel vorbei.
Ausgerüstet mit Guetzli, Lakritze und Glace fahren wir einen kleinen Umweg zu einer Stelle bei der es geothermische Aktivitäten geben soll. Leider Fehlalarm, aber Hitchcock's "Die Vögel" kommt uns in den Sinn als wir von den Muttermöwen angegriffen werden, weil wir uns den Jungen am Strassenrand zu stark nähern.
Die Brücke beim Skeidarársandur, über die wir fahren, wurde 1996 bei einem Vulkanausbruch sehr stark beschädigt. Einen Monat, nachdem der Vulkan unter dem Vatnajökull, dem grössten Gletscher Europas, ausbrach, stürzten Wassermassen mit tonnenschweren Eisbrocken Richtung Meer. Die jetzige Brücke wirkt stabil, wir passieren sie problemlos.
Auf dem Campingplatz treffen wir unsere Freunde vom Vorabend wieder. Damals konnte er beide Einweggrills nicht anzünden und sie verzweifelte beim Zelt aufstellen. Anscheinend haben sie die Hoffnung nicht aufgegeben.
Ebenfalls auf dem gleichen Campingplatz ist eine Pfadivereinigung. Sogar eine Schweizerdelegation (mit Flagge) ist vertreten. Neben unserem Zelt campiert ein weiteres Schweizer Pärchen. Allgemein hört man hier fast mehr schweizerdeutsch als an manchen Tagen in Zürich;-) Gegen 10 Uhr kochen wir Abendessen und die Pfaditruppe macht sich auf den Weg auf eine "Nacht"übung. Obwohl die Wolkendecke aufreisst, sitzen wir mit Mützen und dicken Faserpelzen beim Essen. Zum Glück ist der Schlafsack warm!

Montag, 20. Juli 2009

Platten im Märchenland

(Sonntag, 19. Juli 2009)

Trotz der hellen Nacht kann ich gut schlafen. Auch die anderen haben nach dem gestrigen anstrengenden Reisetag sehr gut geschlafen. Wir sind früh auf, die ersten auf dem Campingplatz. Die Sonne scheint schon wieder, bereits um halb sieben.
Toast mit Käse und Salami und dazu heissen Tee gibt es zum Frühstück. Der Abbruch der Zelte klappt bereits sehr gut, bis Ende der Woche werden wir ein perfekt eingespieltes Team sein!
Das erste Dorf, das wir durchqueren, besteht aus kleinen, meist einstöckigen Häuschen, die in allen Farben gestrichen sind. Dazwischen sind hübsche, saftige Gärten und teilweise auch Felder, auf denen das Heu darauf wartet, in die Scheune gebracht zu werden.
Beim Reykjanes-Rücken halten wir das erste Mal an. Hier treffen die eurasische und die amerikanische Kontinentalplatten aufeinander. Jährlich entfernen sie sich 2 cm voneinander. Der entstehende Spalt füllt sich mit Lava. Dies ist für uns zum Glück nicht sichtbar, wir sehen nur einen ca. 4 m tiefen Graben. Sandiger Boden umrahmt einzelne Vulkansteine oder ganze Steinformationen.
Die Landschaft zeigt sich oft sehr karg, mal wieder mit (violetten, nach Thymian riechenden) Blümchen, mal mit grünen und weissen Flechten.
Zwischendurch wechselt die Umgebung und wir fahren entlang von grünbraunen Gräserfeldern.
Neben einer Fischerei warnt ein Schild von tieffliegenden Möwen auf der Strasse. An den Schwefelgeruch werden wir uns wohl auch gewöhnen müssen.
Plötzlich ist die geteerte Strasse zu Ende und die Jungs können das Auto mal richtig ausprobieren. (Aus Kostengründen haben wir uns entschieden, nur zwei Fahrer anzumelden. So lassen wir Manus uns herumkutschieren;-)). Die Landschaft wird etwas hügeliger und bleibt weiterhin atemberaubend.
Bei Krysuvik empfängt uns starker Schwefelgeruch, der aus dem Boden strömt.
Entlang des kleinen Baches hat es einen Tümpel am anderen. Die Temperatur beträgt zwischen 80 und 100 Grad, tiefer in der Erde soll es über 200 sein.
Überall steigen Luftblasen auf. Im klaren Wasser sieht dies nicht spektakulär aus, aber die schlammigen Tümpel bieten gute Bilder. Der aufsteigende Dampf und das Zischen und Blubbern bilden ein skuriler Ort, wo wir gerne verweilen. Wir sind nicht die einzigen, die mit der Serienbildfunktion auf eine besonders interessante Blase warten;-) Stege führen zwischen den Schwefel-Wasser-Teichen hinauf, so dass wir uns einen Überblick über die rostbraunen, salzweissen und schlammgrauen Tümpel verschaffen können. Mich beeindruckt dies sehr, ich habe noch nie so etwas gesehen. Ich könnte hier stundenlang zusehen.
Nach einer kurzen Mittagspause mit heissem Tee aus der Thermosflasche fahren wir weiter. Manu steckt mich an und wir schlafen beide ein. Als ich wieder aufwache, sind wir in Selfoss, einer kleinen Stadt mit richtigen Bäumen!
Auch danach säumen saftige Weiden unsere Strasse. Zu den Pferden und Schafen gesellen sich noch Kühe auf die Flächen. Nördlich von uns ragt Hekla auf, dessen Ausbruch schon lange überfällig wäre. Südlich erkennen wir die Berge der Westmännerinseln.
Dann kommen wir im Feenland an. Jedenfalls stelle ich mir dieses so vor.
Der 40 m hohe Seljalandsfoss stürzt mit einer solchen Wucht in die Tiefe, dass Tausende Wassertropfen zur Seite wehen. Mit unseren Regenjacken wandern wir hinter dem Wasserfall durch. Die Felsen sind mit dichtem Moos bewachsen. Einfach traumhaft!
Beim nächsten Wasserfall, Skogafoss, bemerken wir einen Platten vorne. Ein Isländer hilft uns, den wieder aufzupumpen und so erreichen wir eine Garage in Vik. Trotz gegenteiliger telefonischer Auskunft ist diese geschlossen und niemand erreichbar. So wechseln wir eigenhändig das Rad und fahren zurück zum Campingplatz am Fusse des Skogafoss. Die Zelte sind schnell ausgestellt und gleichzeitig sind auch die Spaghetti fertig.
Martin und ich nehmen noch eine Dusche beim Skogafoss: Innert kürzester Zeit sind unsere Kleider von der Gischt vollgespritzt, trocknen aber auf dem Aussichtspunkt oben auf 65 m im starken Wind ähnlich schnell.
Ich habe mich noch nicht an die lange Helligkeit gewöhnt und lese beim Getöse des Wasserfalles bis ich müde werde.

Sonntag, 19. Juli 2009

Nie wieder BA - angekommen an der Küste

(Samstag, 18. Juli 2009)


Der Start unserer Reise ist etwas mühsam. Die telefonische Auskunft für das Gepäck erweist sich am Schalter als nicht korrekt und kostet uns Geld und viel Nerven. Da British Airways nicht sehr kooperativ ist, müssen wir das Gepäck in London abholen, auschecken und alles beim anderen Terminal wieder einchecken. Schlechte Logik und nicht sehr kundenfreundlich, wir lernen für die Zukunft;-) Martin hat sich schon früh informiert und so sitzen wir im Flugzeug an den besten Plätzen: Die Aussicht auf die näherkommende Insel ist gigantisch.

Martin macht einige Fotos mit der kleinen Kamera, bis er merkt, dass ich die Speicherkarte zu Hause vergessen habe. Aber auch Urs hat die Kamera griffbereit und knipst schon wild drauflos.

In Keflavik erwartet uns alles Gepäck(!), traumhaftes Wetter und ein junger Typ mit einem Schild, auf dem "Martin Albisser" steht. Er führt uns zu unserem Mitsubishi Pajero, der sich als Ford Explorer erweist. Egal, auch dieses Auto ist riesig und bietet unserem Gepäck genügend Stauraum.

Der Wetterbericht für die nächsten Tage soll ähnlich sein wie heute, das heisst traumhafter Sonnenschein bei angenehmen 14 Grad. Aber auch der Autovermieter bestätigt, dass die Vorhersage nicht immer ganz zutreffend ist. Was auch kommt, wir sind gut ausgerüstet.

Beim Geld abholen stellt sich schon mal die erste Frage: Wie viel brauchen wir und wie viel ist das in isländischen Kronen? Schliesslich wollen wir keine Kronen nach Hause nehmen, da Island ja in den nächsten Jahren in die EU kommen soll., Der erste Campingplatz ist schnell gefunden, wieder dank Martin's Internetrecherche. 10 Minuten vom Flughafen entfernt liegt der Leuchtturm bei Garodskagi. Mit 28 m ist er der Grösste der Insel. Er wurde im Jahr

1944 gebaut und ist somit gleich alt wie die Republik Island. Wir sind nicht die einzigen, wenige andere sind mit Kameras auf Vogeljagd. Im Internet steht, dass es hier kein Wind gebe, nur Sturm. Der Ort befindet sich ganz vorne am Meer auch einer Halbinsel.

Neben einer Steinmauer geschützt vom Wind schlagen wir unsere Zelte auf.

Wir sind schon lange unterwegs und hungrig. Manu beginnt mit dem Kochen; es gibt Morchelrisotto vom Benzinkocher (ja, sogar die leeren Benzinflaschen sind durch den Zoll gekommen;-)).

Auch nach dem Essen scheint die Sonne noch stark, ohne den Wind wäre es angenehm warm. Aber wozu gibt es Windstopperjacken?!

Nach einem kurzen Spaziergang zum alten, 12,5 m hohen Leuchtturm, der auch von Ornithologen genutzt wird, legen wir uns früh in Zelt. Es erscheint uns früh, denn die Sonne ist immer noch am Himmel. Ganz dunkel wird es auch nicht, wir sind ja knapp unter dem Polarkreis. Zudem mussten wir die Uhr um zwei Stunden zurückdrehen. Somit werden wir auch bei dem hellen Licht und dem Geschrei der Möwen gut schlafen.