Dienstag, 13. April 2010

Zurück in den warmen Süden

(Donnerstag, 8. April 2010)

Frühzeitig treffen wir am Flughafen ein, um die Rückerstattung der Mehrwertsteuer unserer Souvenirkäufe in Island zu beantragen. Bei 25% Steuer und dem geringen Aufwand (Formular ausfüllen, abstempeln lassen und mit Quittungen einwerfen) lohnt sich dies auf jeden Fall.
Problemlos geben wir unsere voll bepackten Rucksäcke auf und fliegen nach Amsterdam. Die Aufenthaltszeit an dieser Zwischenstation ist kurz, wir eilen an das neue Gate und es geht weiter nach Zürich. Die Flight Attendant vergisst zwar bei der Durchsage unser Ziel, aber der Pilot findet es glücklicherweise ohne Probleme.
Leider können wir dies von unserem Gepäck nicht sagen. Als wir in Zürich eintreffen, werden wir ausgerufen und informiert, dass das Gepäck noch in Amsterdam steht. Es werde am nächsten Tag zu uns nach Hause geliefert. Ein anderes Paar, das auch aus Island kommt, hat das gleiche Problem. Wir unterhalten uns und erfahren, dass sie einen Tag vor uns auf dem Vulkan waren und perfektes Wetter hatten. Martin, der sich vor allem über die nicht so tollen Bilder des Vulkanes ärgert, ist etwas eifersüchtig, dass sie von so interesssanten Fotos schwärmen können. Wir tauschen die Adresse aus und so hoffe ich, dass wir diese Bilder auch noch zu sehen bekommen.
Die Heimreise ist einfach, so ohne grosses Gepäck. Glücklicherweise ist jedoch das meiste Fotomaterial im Handgepäck.
Wir freuen uns über die Wärme in der Schweiz und auch die grünen Wiesen, aber vor allem Martin plant bereits wieder die nächste Reise...

Donnerstag, 8. April 2010

Traumhafter Frühlingstag

(Mittwoch, 7. April 2010)

Ich bin schon fast eingeschlafen, als Martin, der in den Kleidern vom Schlaf überrannt wurde, wieder erwacht und Polarlichtaktivität entdeckt.
Schnell sind wir angezogen und stellen unsere Stative in einer dunklen Ecke auf. Es bietet sich uns ein interessantes Spektakel mit intensiven Farbstreifen, die sich schnell bewegen. Ich bin fasziniert. Leider schliesst sich die Wolkendecke und verdeckt so die Sicht auf die farbigen Lichter.
Martin will nachts nochmals aufstehen um die Wetterlage zu überprüfen, aber wach werden ist nicht immer so einfach. Immerhin ist er bei den ersten Sonnenstrahlen beim Strokkur und fotografiert dessen Wasser- und Dampfsäule. Das abfliessende Wasser ist gefroren und bildet eine glatte Eisfläche. Wenn man berücksichtigt, dass das Wasser im Strokkur noch mindestens 100 Grad hatte, sagt dies doch einiges über die Aussentemperatur aus.
Wir verschaffen uns einen guten Überblick über das geothermische Gebiet vom nahegelegenen Hügel aus und geniessen die Sonne. Ohne den Wind ist es auch ziemlich warm.
Die Fahrt geht weiter nach Südwesten über eine weitere holprige, unbefestigte Strasse. Diesmal bin ich am Steuer und geniesse die Fahrt mit Allradantrieb über die Hügel.
Reykjavik steht nicht auf unserem Programm, wir fahren nur in ein Aussenquartier, in welchem der Outlet von 66North ist. Wir kennen die Marke noch vom letzten Besuch und finden jetzt für jeden eine Fleecejacke mit Kapuze, die - wenn der Reissverschluss geschlossen ist - nur noch Augen und Nase frei lässt. So werden wir nicht mehr frieren!
Auf der Weiterfahrt südwärts kommen wir an Fischtrocknungsständern vorbei.
Ich will die Gelegenheit für ein Foto nutzen, doch dies verschlägt sogar mir fast den Atem! Diese Fische riechen sehr intensiv, aber es sieht auch interessant aus.
Der nächste Fotohalt sind ein paar Island Pferde. Für die ist dieses Land ja bekannt, da sollten auch ein paar Fotos vorliegen.
An der Südküste versuchen wir uns ans Vogelfotografen, was mir aber eher schlecht gelingt. Ich geniesse aber vor allem die Wärme in der freien Natur. Wehmütig blicken wir nach Osten zum Vulkan, dessen Rauchwolken man bis hier sehen kann. Jetzt wäre das Wetter wieder besser, aber für uns hat es leider nicht mehr gereicht. Aber mal schauen, wie lange er noch weiterspuckt...
Wenn wir schon mal da sind, fahren wir noch an der berühmten blauen Lagune vorbei. An einen türkis schimmernden kleinen See mit weissen Rückständen auf den Steinen wurde ein modernes Thermalbad gebaut. Der Parkplatz und der Zugang wurden aus dem erstarrten Lava gehauen. Die Lagune sieht prächtig aus. Das blau und weiss in Kombination mit den schwarzen Steinen und grünen Algen sieht einfach super aus. Wir lassen das Bad darin aus und begnügen uns damit, was wir sehen.
Wieder in Njarðvik erhalten wir ein Zimmer in der Jugendherberge des Autovermieters. Wie das Auto ist das Wohnhaus nicht überzeugend. Es ist alles zweckmässig, aber ein Wohlgefühl kommt nicht auf, dafür stehen zu viele Gebote an den Wänden.
Wir essen beim Thailänder in Keflavik zu Abend und machen uns ans Packen.
Da wir die Schlafsäcke diese Nacht brauchen, ist dies nicht so einfach. Wie immer tue ich mich sehr schwer damit und frage mich, wie das alles beim Hinflug in meine Tasche passte.
Von den drei Einheimischen, welche seit Sonntag vermisst werden, konnte lediglich eine noch lebend geborgen werden. Die anderen zwei sind 700 m bzw. 5 km vom Auto entfernt aufgefunden worden. Alle drei waren nicht für einen Aufenthalt im Freien ausgerüstet und hatten keine Lebensmittel dabei.
Ihrem SUV ging das Benzin aus und einer nach dem anderen versuchte sich zu Fuss durchzuschlagen. Ich finde es beängstigend, dass Leute so unvorbereitet in die rauhe Natur reisen und so andere zwingen, für sie ihr Leben auf's Spiel zu setzen. Seit Sonntag waren 270 Helfer auf der Suche, mit Helikopter (den sahen wir sogar vorbeifliegen, wussten aber nicht weshalb), Auto, Schneemobil, ja sogar mit Skiern und Hunden wurde nach den Vermissten gesucht. Die Natur ist halt doch nicht zu bezwingen, es lohnt sich, sich von Anfang an mit ihr anzufreunden.
Hier sind wir fast mitten in der Stadt. Um uns herum ist alles hell erleuchtet. Wir fahren zum grössten Leuchtturm Islands, nach Garoðskagi, aber selbst dort säumen Strassenlaternen den Weg. Wir geben es auf, das Polarlicht zu suchen und ruhen uns für die bevorstehende Heimreise aus.

Mittwoch, 7. April 2010

Sturm auf Island

(Dienstag, 6. April 2010)

Die Sonne scheint wieder durch unser Fenster, der Wind ist auch kaum zu hören.
Wie immer gibt es Toast zum Frühstück. Dazu neben Konfitüre auch Käse und Fleisch und immer liegen gekochte Eier, Gurken- und Tomatenschnitte bereit.
Vom Gastgeber erfahren wir, dass die Organisatoren die Entscheidung über die Durchführung der Jeep-Tour bis Mittag vertagt haben. Wir informieren uns über den heissen Pool, den wir auf der Karte gesehen haben und machen uns auf den Weg. Unterwegs wird der Wind immer stärker.
Wir folgen zu Fuss einer warmen Wasserleitung, kommen an interessanten Basaltsteinformationen vorbei und landen schlussendlich beim Pool. Drei Seiten wurden künstlich angelegt, die vierte Seite ist die Felswand. Er ist erstaunlich gross, sogar ein Umkleidehäuschen ist nebenan. Aber die Wassertemperatur beträgt weniger als 20 Grad und so lassen wir es bleiben.
Wir sehen uns noch etwas im Tal um, aber der Wind wird immer stärker, so dass es teilweise schwer ist, zu atmen.
Auch im Auto sind die Windböen gut spürbar. In unserem alten Wagen zieht der Wind auch durch alle Ritzen. Als wir neben einem Sandfeld vorbeifahren, wird das Auto sogar noch sandgestrahlt. Wie fliessende Wellen wehen die Sandkörner quer über die Strasse. Die aufziehenden Sandwolken sind von weither zu sehen und lassen uns den Atem anhalten, wenn wir hindurch fahren. Selbst die Oberfläche grosser Bäche und kleinster ungefrorener Tümpel ist stark gewellt und es bilden sich Schaumkronen. Die Pferde auf den Feldern stehen dicht beisammen um sich gegenseitig zu schützen.
Bei der Unterkunft will ich noch die kleinen Häuschen neben dem Felsen fotografieren, aber der Weg dahin ist schwer. Wir stemmen uns mit dem ganzen Körper gegen den Sturm, um nicht weggeblasen zu werden. Martin schätzt die Geschwindigkeit auf gute 100 km/h. Wir ahnen bereits, dass das Wetter auf dem Gletscher nicht besser sein wird.
Der Gastgeber bestätigt unsere Vermutung. Nicht nur Jeep-Touren sind abgesagt, es wurde sogar das ganze Gebiet wegen Sturm gesperrt. Ob das die Isländer davon abhält, ist fraglich. Seit zwei Tagen werden drei junge Einheimische vermisst, die mit dem Auto auf den Gletscher gefahren sind.
Unter diesen Umständen hält uns leider nichts mehr hier in Drangshlið. Wir packen unsere Sachen und fahren enttäuscht nach Westen. Der Seljalandsfoss ist im Wind lustig anzusehen. Das Wasser fällt zwar über die Klippe, wird aber vom starken Wind gleich wieder nach oben getragen und nur ein Teil des fallenden Wassers erreicht den Boden.
Martin kann es nicht lassen und fährt so weit wie möglich von hinten an das ganze Geschehen heran. Aber wir kommen nicht nahe ran und das schlechte Wetter verunmöglicht jede Sicht. Immerhin finden wir einen mehrstufigen Wasserfall, den es sich zu knipsen lohnt. Meine Jacke hat nicht nur den Vorteil, dass sie den Wind super abhält und auch warm gibt, sie ist wegen der roten Farbe auch prima als Farbkleks auf Fotos geeignet. Martin geniesst es und ich kann mich wegen dem Wind wunderbar unter der Kapuze verstecken.
Wir fahren quer durch das Land, werden vom Schneesturm begleitet und sind froh, dass immerhin die Heizung noch funktioniert im Auto. Das Radio ist heute kurzerhand ausgefallen. Da wir uns weigern, zu singen, reisen wir ohne musikalische Begleitung.
Der Gullfoss Wasserfall hat weniger Wasser als im Sommer. Aber auch hier ist gut zu sehen, woher der Wind kommt. Die feinen Wassertropfen werden vom Wind weggetragen und bilden auf einer Seite des Falles eine dicke Eisschicht. Mir gefallen die Grashalme, an denen langsam ein dicker Eiszapfen entstand und jetzt den Wirt an Grösse um einiges überragt. Aber auch die Formationen direkt am Wasser sind faszinierend. Wenn ich nicht Angst um die Kamera hätte bei so viel Gischt (und wenn ich wärmere Finger hätte;-)), könnte ich mich stundenlang mit solchen Figuren beschäftigen.
In Geysir erkennen wir klar, dass die Temperaturen kühler sind als letztes Mal. Einsam warten wir beim Strokkur, dessen Wasseroberfläche sich im Wind kräuselt und sehen zu, wie der Dampf vom Wind weggetragen wird. Wird dann der Druck zu gross, spritzt eine grosse Wasserfontäne in die Luft, die sich jedoch innert Sekundenbruchteilen hinter einer dicken Dampfwolke versteckt.
So macht dies natürlich nur halb soviel Spass.
Wir kochen vor unserer Hütte eine grosse Portion Reis sweet&sour, haben aber insgeheim mehr Lust auf Salat. Aber das muss jetzt noch warten, bis wir wieder ganz in der Zivilisation sind und alle anderen Vorräte aufgegessen haben.
Eigentlich wollen wir nach unserer Fotorunde noch in den heissen Pool springen, aber trotz gegenteiliger Information der Reception ist dieser nicht gefüllt. Zu unserem Unglück ziehen auch wieder dichtere Wolken auf, die die Sicht auf das Polarlicht verdecken.
Heute hatten wir kein Glück, aber immerhin schlafen wir in einem warmen Bett.

Dienstag, 6. April 2010

Schnee, Regen, Sonne, Wind

(Ostermontag, 5. April 2010)

Der Wind pfeift um unser Eckzimmer herum. Der Wetterbericht sagt Windstärken von 13 - 20 m/s im Süden und 25 m/s im Landesinnern voraus.
Auf unserer Fahrt in den Westen beginnt es zu schneien, die weisse Farbe sieht interessant aus neben dem schwarzen Sand und den gelbbraunen Grasbüscheln. Wir halten an einer Stelle namens Laufskálavarða, wo sich kleine schwarze Steinberge aneinanderreihen. Die Tradition verlangte, dass jeder, der zum ersten Mal hier vorbei kam, eine Steinwarte errichten sollte, um sich Glück auf der Reise zu sichern. Vor allem auf dem weissen Untergrund sieht dies faszinierend aus.
Bei Kirkjubæjarklaustur betrachten wir den sogenannten Kirchenboden, eine Fläche von Basaltsteinen, die aussieht, als wäre sie mit diesen sechseckigen Steinen gepflastert worden.
In Vík gönnen wir uns ein warmes Mittagessen und wagen uns trotz horizontalem Schneeregen bis ans Meer vor. Martin ist fasziniert von den hohen Wellen und ich freue mich, dass meine (rote!) Jacke so dicht ist.
Nach Vík fahren wir bei Dyrhólaey auf die Klippen und stellen uns dem starken Wind. Ich fotografiere die Steinsformationen und habe gerade die im den Felsen nistenden Vögel im Visier, als mich eine riesige Welle, welche an den Klippen hochspritzt, von hinten klitschnass spritzt. Hier lohnt es sich mal wieder, die richtigen Kleider dabei zu haben! Im Wind trocknet der Stoff auch schnell wieder etwas, trotz des Regens.
Der Hofbesitzer in Drangshlið freut sich, uns wieder zu sehen und erzählt uns in seinem Haus von der Eruption, der Evakuation (sie sind hier durch einen riesigen Felsen gut geschützt, daher wurden die Leute hier untergebracht) und den vielen Gästen, die oft extra wegen dem Vulkan kommen. Als Martin ihm die Website über das Polarlicht zeigt, ist er begeistert. Wir auch, denn der Wert liegt immer noch bei 7 (letzte Nacht war er bei 3). Eine Wetterbesserung scheint auch in Sicht zu sein.
Wir erhalten wieder ein gutes Zimmer und machen es uns gemütlich. Die Wolkendecke öffnet sich ein wenig, so dass wir einen farbigen Sonnenuntergang sehen, aber zu wenig, um die versprochenen Polarlichter sehen zu können. Stattdessen liegen wir im Bett und lesen, während der angekündigte Wind laut pfeiffend am Fenster vorbeizieht und auch durch den Innengang bläst bis unsere Zimmertüre vibriert. Wiedereinmal mehr bin ich froh, nicht im Zelt zu liegen.

Montag, 5. April 2010

Sonne pur und fast kein Wind

(Ostersonntag, 4. April 2010)

Ein strahlend schöner Tag erwartet uns. Wir haben gut ausgeschlafen und fühlen uns viel besser. Sogar meine Nase hat wieder normale Farbe nach den Erfrierungsanzeichen nach dem Sturm.
Wir geniessen das reichhaltige Frühstücksbuffet mit Sicht auf den klaren Himmel.
Nachdem Martin den Automat auf Parken gestellt hat, können wir den Motor sogar wieder starten. Ich war wohl gestern schon zu fest in Gedanken an das warme Zimmer, als ich das Auto parkte.
Wir fahren an die nächste Gletscherzunge und betrachten die zerrissenen Eisbrocken. Am Fusse liegt ein gefrorener See, die Spannungen im Eis sind gut zu hören. Mir gefällt es hier sehr gut, ich geniesse die Sicht auf den Gletscher.
Bei Skaftafell lassen wir das Auto stehen und spazieren die 1.5 km zum Svartifoss hinauf. Neben dem Wasserfall haben sich unzählige Eiszapfen gebildet, dank den fallenden Tropfen haben sich auch einige von unten her gebildet. Immer wieder krachen Eisbrocken mit lautem Knall auf den Boden.
Wir geniessen die Aussicht und die Sonne und laufen danach wieder ins Tal zurück.
Die nächste Station ist der Jökullsárlón. Wir finden davor aber einen anderen gemütlichen Platz wo wir in der warmen Sonne etwas zu Essen kochen (das erste warme Essen seit wir in Island sind!). Es weht nur ein leichter Wind und wir sehen auf die gefrorene Lagune und erwarten jeden Moment James Bond's Aston Martin über das Eis jagen, doch es bleibt ruhig. Am Strand beim Jökulsárlón entdecken wir zwei Seehunde, die verspielt durch die Wellen jagen. Wir widmen uns den im Sand liegenden Eisbrocken und den darauf fallenden Wellen.
Den Sonnenuntergang sehen wir direkt an der Gletscherlagune, die leider auch zugefroren ist. Man kann sehr gut sehen, dass sich das Eis stetig bewegt. Eisplatten haben sich übereinander geschoben, sind abgesunken und über einem Stein aufgeplatzt oder liegen halb zerbrochen am Ufer. Alles tolle Fotosujets.
Eigentlich wollten wir die Polarlichter von hier aus fotographieren, aber die Kälte ist nicht zu unterschätzen und so sind wir eine Stunde nach Sonnenuntergang bei 0 Grad bereits wieder im Auto in Richtung Hotel.
Mit warmer Suppe und heissem Tee aus unserem Thermosflaschen legen wir uns ins Bett. Kaum fertig zeigen sich die ersten Polarlichter draussen und wir rennen los. Heute sehe ich sogar mit blossem Auge, wie sich die grünen Farbstreifen am Himmel bewegen. Es ist wunderschön anzusehen, aber leider unter dem Gefrierpunkt, also verziehen wir uns in unser neues Zimmer mit Blick zum Polarlicht.

Sonntag, 4. April 2010

Ungewissheit

(Samstag, 3 April 2010)

Ich bringe die Augen kaum auf, als der Wecker klingelt. Wer bloss hatte die Idee, für 8 Uhr Frühstück zu bestellen?
Wir sind nicht mehr alleine im Hostel. Richard, ein Geologe, kam etxra wegen dem Vulkan für 10 Tage nach Island. Als Begleitung hat er Steffen, einen Regisseur, mitgebracht. Wir sichern uns schon mal eine Kopie dieser Reportage und plaudern ein bisschen. Er erzählt uns, dass die erste Portion Magma eher kühl war, jetzt aber sehr heisses (mind. 1250 Grad) Magma aus dem Krater strömt. Dies sei ein Indiz dafür, dass dieses von weit unten komme. Katla ist zur Zeit immer noch ruhig, aber steht unter konstanter Überwachung.
Ebenfalls lernen wir Mordisk aus Lettland kennen. Er war schon mit dem Helikopter über dem Lavafluss und ist auch schon zu Fuss zum Vulkan hochgelaufen. Seine Fotos sehen super aus. Wir verabreden uns für den Abend, um gemeinsam mit einem Superjeep von hinten an den Lavafluss zu kommen.
Kurz vor elf ruft Jebe an, er sei mit dem Auto unterwegs zu uns. Alles hat wunderbar geklappt, die zwei Jungs haben unser Auto überbrückt und von 700 m Höhe wieder auf Meeresniveau gebracht. Dies erst noch ohne etwas dafür zu wollen! Schön, diese Hilfsbereitschaft der Isländer. Im Sommer hatten wir ja auch schon hier einen Platten und sofort war ein Einheimischer zur Stelle.
In unserem Zimmer legen wir uns nochmals zwei Stunden ins Bett und fahren dann an eine naheliegende Gletscherzunge. Auf der Moräne spazieren wir umher, über Kiesberge und an kleinen, gefrorenen Bächen entlang.
Zwischendurch steht wieder ein riesiger Eisblock da, der uns daran erinnert, dass wir ja schon auf dem Gletscher sind. Vorne an der Gletscherzunge tropft Wasser von Eiszapfen, kleine Bäche haben sich daraus gebildet. Überall sind die Gletscher unterspült und bilden Höhlen. Ich traue der schmelzenden Masse nicht und bleibe draussen.
In der Unterkunft warten wir vergeblich auf den Letten. Mit über einer Stunde Verspätung erscheint er mit den Infos, dass nach der Jeeptour noch eine fünfstündige Wanderung notwendig sei, um die Lava zu sehen. Somit sind die Bedingungen ähnlich wie von der Südseite, nur teurer. Wir vergessen das und checken spontan aus. Innert wenigen Minuten ist das Auto startbereit und wir fahren gegen Osten. Es ist bereits 18 Uhr und die Sonne steht tief.
Martin knipst wild drauflos, während wir einsam auf der Ringstrasse fahren.
Das abendliche Sonnenlicht ist fantastisch und leuchtet die Gletscher rot an.
Es ist schon nach neun, als wir bei Skaftafell ankommen. Das Fosshotel ist noch geöffnet und hat noch ein Zimmer für uns frei. Da es bereits minus 3 Grad ist und wir unter Schlafmangel leiden, haben wir uns gegen das Zelt entschieden.
Kaum haben wir uns im Zimmer eingerichtet, ruft der deutsche Portier an und teilt uns mit, dass die ersten Polarlichter gesichtet wurden. Schnell sind wir mit unserem Material im Auto, um an den Gletscher zu fahren. Die Batterie streikt mal wieder und so steigen wir halt auf den naheliegenden Hügel und sehen das wundersame Schauspiel. Es hat richtige leuchtende Streifen, die ganz langsam wandern. Je nach Kamerawinkel scheint fast der ganze Himmel grün. Wir fotografieren jeden Teil des Horizintes, bis ich wieder zu frieren beginne. Das Licht ist jetzt kaum noch zu sehen unter den aufziehenden Wolken.
Wir gehen zurück in die Wärme und träumen weiter.

Im Sturm über den Gletscher

(Freitag, 2. April 2010)

Wir erwachen bei Sonnenschein, doch die Temperatur ist trügerisch. Meine vom Duschen nassen Haare sind in weniger als zwei Minuten eingefroren. Aber dafür gibt es SwissMiss zum Frühstück. Wie erwartet sind wir die einzigen, die hier übernachten. Der Wirt spricht sogar deutsch.
Warm angezogen stellen wir uns dem starken Wind und besuchen den Skogafoss bei Tageslicht. Wieder sind die winzigen Wassertropfen zu Eis gefroren und bilden rund um den Wasserfall interessante Formationen. Auch von oben sieht das Ganze sehr imposant aus. Der Zufluss ist teilweise gefroren. Weit dahinter liegt der Vulkan, jedoch klar ausser Sichtweite.
Da wir uns ja hier auskennen, suchen wir wieder den kleinen versteckten Wasserfall nebenan auf. Die Feenatmosphäre ist mit soviel Eis nicht mehr ganz da, auch die braunen Wiesenflächen laden nicht mehr so zum Träumen ein. Dennoch ist das kleine Tal sehr schön und wir geniessen die wärmende Sonne im Windschatten zwischen den schützenden Felswänden.
Langsam setzt auch die Nervosität und Vorfreude auf den Abend ein. Im Hostel packen wir unsere warmen Kleider und das Fotomaterial ein und machen uns viel zu früh auf den Weg. Von der Hauptstrasse biegt die Strasse F222 links weg. (Zur Erinnerung: Die Hauptstrasse Nr. 1 ist meist asphaltiert, die dreiziffrigen Strassen nie und ohne 4WD kaum befahrbar.) Tatsächlich ist diese Strasse schlimmer als alles was ich bisher gesehen habe.
Schlaglöcher bilden hier den Weg, dazwischen liegen riesige Steine. Dennoch fahren hier unzählige riesige Autos hoch, unser Auto scheint daneben fast winzig. Wir lassen einige vor und kommen oben auf einer Art Parkplatz an.
Die Patrouille daneben empfiehlt uns, den Rest der Strecke nicht mehr zu wagen, sondern zu Fuss zur Lodge von snow.is aufzusteigen. Während wir uns warm anziehen, beobachten wir das Treiben auf diesem Platz. Viele sind mit ihren Snowmobiles gekommen, einer sogar mit seinem Motorrad. Auf unserem Aufstieg werden wir von Autos, Schneetöffs und Squads überholt. Oben treffen wir auf eine leere Lodge, die sind wohl noch alle unterwegs. Auf der sogenannten Strasse hat sich mittlerweile eine Kolonne von etwa 10 Autos gebildet. Es wird Luft aus den Reifen gelassen, dass das Auto auf dem Schnee nicht so stark einsinkt. Die Fahrer der grössten Autos müssen dazu nicht mal das Auto verlassen. Ständig werden es mehr Autos, die heranfahren, um über den Gletscher zum Vulkan zu fahren. Ich schaue ungläubig zu, wie ein Auto nach dem anderen hinter der nächsten Kuppe verschwindet.
Wir spazieren wieder zum Parkplatz zurück und essen etwas, während draussen Schneetreiben eingesetzt hat. In Island ändert sich das Wetter immer wieder, und bei den nächsten Sonnenstrahlen sind wir mir unserer Ausrüstung auf dem Weg nach oben. Eine Patrouille hält uns an, sie wollen uns darauf aufmerksam machen, dass dies nicht der Wanderweg sei. Ununterbrochen fahren Autos an uns vorbei und auf den Gletscher, sogar zwei Subaru Impreza schaffen es (im zweiten Anlauf). Ich hätte nie gedacht, dass ich mal eine Autobahn auf einem Gletscher sehe!
Als die letzte Tour zurückkehrt, werden wir mit Übergewändern und Helmen zu Michelin-Männchen gemacht und auf ein Schneemobil gesetzt. Nach einer kurzen Einführung geht es los, ich zuerst am Lenker. Keine 100 m später liegen wir schon auf der Seite. In die Kurve liegen scheint doch wichtiger zu sein als angenommen. Nach einer weiteren mühsamen Kurve habe ich den Dreh raus und finde sogar Spass daran. Die geheizten Griffe finde ich auch spitze! Das Helmvisier jedoch friert innen immer ein und erschwert die Fahrt mit geschlossenem Visier. Da nehme ich doch lieber die Winde in Kauf, die aber die Wimpern zusammenfrieren lassen. Nach einer Weile wechseln Martin und ich.
Plötzlich wird die ganze Gruppe von etwa 10 Mobiles im eisigen Schneetreiben für eine halbe Stunde gestoppt. Wie sich herausstellt, haben wir ein Paar verloren, die vom Schneemobil gefallen sind. Glücklicherweise folgten sie einer anderen Gruppe und warteten vorne am Vulkan auf uns.
Beim Vulkan erwartet uns nicht nur Atemberaubendes, sondern auch kaum Vorstellbares! Hunderte Menschen sind abends um 22 Uhr noch da, mit Autos, Schneetöffs oder was auch immer. Die Patrouille ist stets einsatzbereit, die Sanitäter sind auch nicht weit weg. Diesen Rummel hätte ich nicht erwartet!
Im eisig starken Wind bauen wir unsere Stative auf und versuchen, einige gute Bilder zu machen. Der Akku leidet auch sehr unter der Kälte. Irgendwan gebe ich die Mühen auf und konzentriere mich auf die Schauspiele.
Nach 50 Minuten ziehen wir die Helme wieder an und machen uns auf den Rückweg. Erst kommen wir langsam voran, weil immer wieder ein Töff kippt.
Oft kreuzt auch ein Auto unseren Weg (mitten auf dem Gletscher!). Nach einem kurzen Umweg und mit gefrorenen Augenbrauen, steifen Zehen und Füssen erreichen wir nach zweieinhalb Stunden (!) und ca. 25 km das Ziel.
Der Wind ist mittlerweile so stark, dass wir kaum noch stehen können. Da wir spät zurück sind, fahren die Guides alle nach unten. Ich sehe die Strasse nicht mehr, aber die Isländer haben da ihr spezielles Autozubehör.
Auf unserem Parkplatz wollen wir umsteigen, kommen knapp in unser Auto durch den Sturm (ca. 150 km/h), aber auch diese Batterie ist leer. So fahren wir ins Tal in die Basis, geben den Schlüssel an unsere Guides weiter, die uns das Auto morgen bringen wollen und lassen uns zu unserer Unterkunft fahren.
Ich freue mich riesig auf die warme Dusche, Finger und Zehen tauen endlich richtig auf. Wir essen noch etwas und sinken gegen drei Uhr nachts völlig erschöpft und immer noch zitternd vor innerer Kälte in unsere Kissen.